Kathrin1014 Erst mal: der Trennpunkt zwischen dem ersten und zweiten Teil unseres Lesens ist perfekt gewählt. Danke.
Mir hat der zweite Teil etwas weniger gut gefallen, obwohl es spannend geblieben ist. Es war nicht immer völlig klar, in welcher Zeitebene wir uns grade befinden.
Zhen’s Flucht und die Vorsichtsmassnahmen, die sie trifft, ist ein Thema, das in vielen Büchern und Filmen auftritt. Die Umsetzung sehe ich als realistisch (auch wenn es kleinere Fehler wie dass die Schweiz nicht Teil des Schengen-Raums sei gegeben hat).
Die Ziele von Martha sind mir noch nicht klar. Einerseits will sie die drei Tech-Mogule stoppen, andererseits scheint das nicht zu funktionieren. Oder will sie die drei einfach mittels einer falschen Weltuntergangs-Vorassage in ihre Bunker schicken, und sie so aus dem Verkehr ziehen? Etwas naiv, da tausende anderer bereit stehen, “the next big thing”, die nächste Weltverändernde App zu produzieren.
Marius gefällt mir. Er hat eine - meiner Ansicht - realistische Sicht der Dinge. Ich denke allerdings, dass er als Professor eine etwas gemässigtere Sprache nutzen würde
Unser Konsumverhalten ist tatsächtlich nicht konsequent. Viele Leute haben Angst vor staatlicher Überwachung, nutzen aber gleichzeitig Assistenten wie Siri, Alexa, Google, Bixbi, oder Fitness-Tracker wie Fitbit (gehört zu Google), die ja eine permanente 100%-Überwachung aller unserer Tätigkeiten, Emotionen und Gesundheitszustands vornehmen. Die Daten, die so den Konzernen zur Verfügung gestellt werden, werden bestmöglich (= profitmaximierend und marktdominierend) genutzt, um zu möglichst viel Konsum zu verleiten. Share of Wallet wird das genannt, so als ob ein Anspuch an einem Anteil des Kundenvermögens bestünde.
AUGR scheint ein hilfreicher Überlebensassistent zu sein. Zhen verlässt sich auf ihn, und hat in Singapur dadurch überlebt. Viele nutzen ähnliche Computer-Assistenten (heute meist mit KI bezeichnet…), und verlassen sich immer mehr darauf.
Das wirklich schwierige ist ja, dass alle diese “smarten” Assistenten nicht nur bequem sind, sondern oft auch zu besseren Ergebnissen kommen, als wir selber. Dadurch, dass wir uns auf sie verlassen, verlieren wir die entsprechenden Fähigkeiten, bis hin zur Fähigkeit, selber Entscheide zu treffen (siehe auch Homo Deus, von Yuval Harari). Ein Verkehrs-Navi errechnet den besten Weg, und trifft dabei die Entscheidung über unseren Weg. Vergleichsportale bewerten Produkte, an denen wir interessiert sind, und treffen durch das Rating bereits eine Vorentscheidung.
Meine eigene Teilnahme an Sozialen Medien habe ich stark reduziert. Die Stimmung ist je nach Netzwerk gehässiger, oder narzistischer, oder euphorisch geworden. Was allerdings fast nicht mehr möglich ist: ein Austausch. Alle sind auf Senden, niemand auf Empfang. Unsere Informationen nützt vor allem den Plattform-Betreibern. Ganz verabschiedet habe ich mich von Twitter (mittlerweile X) und Goodreads (Teil von Amazon). Andere nutze ich nur noch selten, und nur lesend (z. B. LinkedIn (Microsoft), Facebook und Instagram)
Zwei spannende Romane, die sich mit der wachsenden Präsenz von Sozialen Medien, Gadgets und dem Nutzen von Services (und natürlich der damit einher gehenden Überwachung) beschäftigen, sind The Circle (2013) und die Fortsetzung The Every (2021), beide von Dave Eggers.
So, der Post ist schon lange genug. Ich wünsche Euch allen frohe Festtage, und viel Spass beim Weiterlesen.