Kathrin1014 Der dritte Teil hatte keine grossen Überraschungen. Ich fand die Szene auf der Insel haben sich unnötig hingezogen. Wahrscheinlich auch, weil ich schon davon überzeugt war, dass es keinen Weltuntergang gegeben hat. Der Plot-Twist war somit für mich kein Plot-Twist.
Die Zeit auf der Insel hat mich einfach nur gelangweilt. Auch die ganze Backstory von Zhen hat mich gestört. Wir haben bis dahin so viele Fragmente davon erhalten, dass jeder intelligente Leser Zhens Vergangenheit bereits selber zusammengesetzt hat. Generell ist das ein Problem im Buch: Alle Erkenntnisse werden einem wie einer Mastgans in den Rachen gestopft. Subtil geht anders. Auch dass die jeweilige Erkenntnis in einem Kapitel eingeführt wird um es im nächsten Kapitel exzessiv zu wiederholen und es danach versanden zu lassen, fand ich extrem mühsam. Es wirkte auf mich, als ob Alderman so viele Bilder/Themen in den Roman reingeschmissen hat in der Hoffnung, dass irgendeine davon beim Leser gut ankommt.
Die Weltrettung hat mir auch nicht gefallen. Es war eine typische “Das System ist okay, aber die Akteure sind böse” Message. Ich erinnere mich, als Steve Jobs gestorben ist: Die Mendien haben es voll gehyped, aber von meinem Umfeld fragte sich niemand, wie die Welt jetzt weitergehen würde. Der Teil war einfach übertrieben. Egal welchen Big Player stirbt - oder alle gemeinsam - bei einem Aktienunternehmen werden nur kurzfristig die Kurse sinken. Oder sie gehen Bankrott und der nächste global Player steht schon in den Startlöchern.
Ich verabscheue Martha. Sie ist so scheinheilig. Sie ist ein echtes Monster. Ich glaube, sie glaubt ernsthaft, dass sie als einzige die Lösung hat und verrät alle, die ihr vertrauen. Ich habe tatsächlich mit Lenk Mitleid, weil er sein Vertrauen und seien Vision mit ihr geteilt hat. Dass Zhen Martha so schnell vergiebt, nachdem sie 3 Jahre nur mit ihrem Anzug auf der Insel war und dazu noch ein Bein verlohren hat, geht mir nicht in der Kopf.
Die Insel: Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Ich bin viel in der Natur. Daher weiss ich, dass alleine in der Natur gerade für Stadtmenschen ein riesen Problem sein würde. Es beginnt bereits bei sauberem Wasser. Im Extremfall wäre das auf einer abgelegenen Insel mit abgetrenntem Bein ein echter Überlebenskampf. Die Hygiene kann nicht aufrechterhalten werden. Trinkwasser ist rar. Parasitenbefall käme hinzu. Die Vorstellung, jemanden auf einer Insel auszusetzen, sie von den anderen auf der Insel zu isolieren und zu denken, dass sei besser als sie direkt zu töten, ist einfach lächerlich. Wir alle haben den Lockdown wegen Covid19 erlebt. Die Mehrheit ist schlecht damit umgegangen, obwohl unser Komfort nicht gesunken ist.
Meiner Einschätzung nach würden die 3 nicht auseinandergehen, oder schnell wieder zusammenkommen, plus die bevormundenden Anzüge würden sehr schnell demoliert werden, weil sie Klugscheisser sind, die den Stress nicht verstehen, den die Menschen haben. Oder die Menschen würden das zumindest denken. Diese Anzüge würden ohne Wartung nicht mehrere Jahre überstehen.
Es gäbe noch viel zu sagen, aber das Buch ist nicht bemerkenswert genug, um mich noch lange nach der Leserunde damit zu befassen. Alderman hat wohl versucht, ein Buch aus Bruchstücken zu schreiben, die am Schluss ein wunderschönes Mosaik ergeben sollen. Für mich bleibt am Schluss nur ein Scherbenhaufen, den ich wegwische und in den Kehricht werfe, ohne noch lange daran zurückzudenken.
Besten Dank für die tolle Leserunde. Die Diskussion hier war tiefgründiger und nuancierter als The Future.
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