Zugegeben, ich hätte mir zumindest gewünscht zu erfahren, wie denn nun die veränderte Wirklichkeit im Jahr 2098 aussieht. Diese muss ich mir nun eben selbst ausdenken. Aber ich habe die Notizen von Shiva Hirz trotzdem sehr gerne gelesen und mich gut amüsiert über den Wortwitz und das Jonglieren mit Redewendungen und Schlagwörtern. Dieser dritte Teil hat mir sogar besser gefallen als die ersten zwei, weil er doch auf eine gewisse Weise ‘realer’ war. Ich könnte mir gut vorstellen, das Buch später noch einmal zu lesen, es gibt bestimmt noch viel zu entdecken.
Von Tarot und Esoterik verstehe ich zwar gar nichts, aber fand es jetzt auch nicht störend. Schlussendlich sind auch das einfach Versuche die Welt zu deuten, wenn uns die Realität entgleitet. Das Gerede in Politik und Wirtschaft, die Erklärungsversuche und Gedankenkonstrukte in Philosophie und Psychologie sind doch auch nichts anderes und für mich oft genauso verworren und verwirrend. Wer versteht schon alles.
Wie Lombardi und Fritz Hirz sich zusammen tun und mit viel Einsatz nach einem Muster suchen, fand ich richtig rührend, ein gutes Team. Und es ist doch so, wir möchten die Zusammenhänge verstehen, die Logik oder das Muster erkennen, sonst werden wir verrückt. Also das ist meine Interpretation.
Die Gegenstände, Tiere, Gebäude und anderes das verschwindet und anderswo wieder auftaucht sind vielleicht eine Art Darstellung der Globalisierung. Alles ist überall und alles ist bald überall gleich. Vielleicht, nur so eine Idee. Und dass Banken verschwinden ist ja heute bereits Wirklichkeit.
Tina Turner hat mir noch gefallen mit der so treffenden Bemerkung ‘Manchmal bedaure sie die Jugendlichen. In einer Wohlstandsgesellschaft sei es wahrscheinlich nicht einfach zu hoffen’. Egal ob Tina Turner das gesagt hat oder nicht, es ist sehr gut gesagt.
Die Erwähnung des 30. Februar ist bestimmt Absicht. Es zeigt für mich die Willkür in der vermeintlichen Ordnung. Mir kommen diese Schaltjahre und Schalttage manchmal auch ganz surreal vor, wir haben uns einfach nur daran gewöhnt.
Was ich hingegen tatsächlich für einen Fehler halte ist llegar als destino, hier hat die Autokorrektur vermutlich ein s an das al gehängt. Sonst ist das natürlich eine wunderbare Umschreibung für unser ‘Fuss fassen’.
Wirklichkeitsflucht fand ich noch ein tolles Wort, das musste doch einfach vorkommen! Und ob Die Schattenseite des Mondes wohl eine Anspielung auf Martin Suters Die dunkle Seite des Mondes ist? Ich habe es leider noch nicht gelesen, aber Persönlichkeits- und Wahrnehmungsveränderung würde hier wirklich perfekt passen.
Ich habe mir noch mehr notiert, aber von einer Rezension bin ich noch meilenweit entfernt und alles verstanden habe ich natürlich auch nicht. Die Kinder und die Schwäne kann ich am wenigsten einordnen. Auf jeden Fall war es eine Lektüre der ganz besonderen Art, am ehesten eine Apokalypse, obwohl auch das trifft es nicht ganz. Sicher war es schwierig einen passenden Klappentext zu schreiben und da stimme ich mit den meisten hier überein, er ist ziemlich irreführend.
Ich bin gespannt auf die weiteren Kommentare und fand den Austausch bis jetzt sehr bereichernd. Vielen Dank und allen ein schönes Wochenende!