Okay, ich hab’s auch geschafft. Ich gebe zu: Meine Motivation, das Buch zu Ende zu lesen, war nicht besonders gross, darum hab ich die Lektüre auch immer vor mir hergeschoben. Ohne den Buchkreis hätte ich das Buch wohl verworfen…
Zu Beginn des 3. Teils hatte ich wieder etwas Hoffnung: Der Schreibstil hat sich gebessert, weniger Ausschweifungen, weniger abstruse Gedankengänge etc. Leider dauerte dieser Zustand nicht lange an und der Text wurde zunehmend mühsamer zu lesen. Dieses ewige Tarot-Ding ging mir ziemlich auf die Nerven, dann auch hier das wirre Gerede um Vera und Peli, um den (Ex-)Polizisten, um die Kräne etc. Shiva lässt immer wieder andeuten, dass sie schwerwiegende psychische Probleme hat (z.B. wenn plötzlich Körperteile von ihr verschwinden und wieder auftauchen; auch beklagt sie sich ja mehrfach, dass keine psychiatrische Hilfe verfügbar sei), entsprechend wurde auch ihr Gerede immer wirrer. Auch mit der Auflistung am Ende des Texts kann ich nicht viel anfangen. Von wem stammt die? Ev. von Samira und Joaquin? Und was soll das alles? Etwas unlogisch fand ich auch, dass nachträglich alle (u.a. auch Shiva) versuchen, ein Muster in all den kuriosen Dingen zu finden, und sie Peli und Vera zuschreiben möchten, obwohl ebendiese ständig betont hatten, kein Muster hinterlassen zu wollen. Ich hab’ mich dann auch gefragt, was denn überhaupt der Sinn des Textes ist bzw. was die Autorin uns da mitteilen möchte… Ehrlich gesagt bin ich auf nicht viel Sinnvolles gekommen. Aber vielleicht kann mir da jemand weiterhelfen? Bei mir schwirren Gedanken im Kopf herum wie: Ist das einfach «Kunst»? Will uns die Autorin zeigen, für welchen Schwachsinn Fördergelder/Finanzierungen für Forschungsprojekte gesprochen werden? Sollen wir uns einfach weniger über Baustellen(lärm) aufregen und uns an den Kranen erfreuen? Geht es um das labile Konstrukt unserer Gesellschaft? Oder unsere psychische Gesundheit? Die Willkür in allem?
Ja, vielleicht hätte mir der Text mehr Spass gemacht bzw. ich hätte mehr verstanden, wenn ich in Zürich ortskundiger wäre oder wenn ich Kenntnis oder zumindest Interesse an Tarot-Karten hätte… Aber nein, ich glaube nicht. Zum Schluss blieben bei mir viele Fragen offen (z.B.: Was ist jetzt mit Vera und Peli? Wie ist Vera abgehauen? Warum ist Lombardi nicht mehr Polizist? etc.), was ich nach Beendigung der Lektüre nie toll finde. Der erhoffte überraschende Schluss blieb für mich aus, das Buch endete so abstrus, wie es die ganze Zeit über war. Für mich ist’s ein Text über verwirrte Leute mit Verfolgungswahn, die überall Zeichen sehen (wo vielleicht auch gar keine sind). Das, was mir der Klappentext versprochen oder zumindest angedeutet hat, blieb aus: Der erhoffte Krimi ist in Tat und Wahrheit eine Art Vernehmungsniederschrift einer verwirrten Person, die keinen oder zumindest kaum Sinn ergibt, und die erhofften «Lebensweisheiten» oder Sentenzen, über die man philosophieren kann, drifteten je länger je mehr in ein eintöniges Lallen von Besoffenen ab. Fazit: surreal, wirr, abstrus, schräg, willkürlich? Mit dem Inhalt konnte die Autorin bei mir leider nicht punkten.
Auch von der sprachlichen Seite her gibt’s von mir keine Punkte. Die sehr langatmigen, ausschweifenden Erzählungen von Vera gleichen einem sehr schwachen Primarschüler-Aufsatz bzw. dem Gelaber einer sturzbetrunkenen Person. Der Text machte mir einfach keinen Spass zum Lesen.
Alles in allem: Leider kein Buch für mich.
Last but not least ein grosses Dankeschön an unsere Leserunde hier: Ich hab’ zwischendurch an mir (und meinem Lese- und Kunstverständnis) gezweifelt, dank euch weiss ich aber, dass es nicht unbedingt an mir liegen muss! 😉 Der Austausch mit euch hat grossen Spass gemacht und glücklicherweise über den mühsamen Text hinweggetröstet.