So, der zweite Teil ist geschafft, wenn auch mit viel Anstrengung. Ich habe mich gezwungen durchzulesen und ich muss zugeben, ich habe mir nicht mehr so viel Mühe gegeben, auf die Details zu achten. Ein paar Dinge sind mir allerdings trotzdem aufgefallen.
Ich beginne mal mit meinem Lieblingszitat:
“Wenn man einen Wagen entwendet hat, werden einem danach immer wieder neue vorgeschlagen.” (Seite 147)
Ich finde dieses Zitat sehr bemerkenswert und perfekt für unsere Zeit geeignet. Früher sagte man, man würde überall Schwangere sehen, wenn man selbst schwanger ist; Heute machen sich die Algorythmen der sozialen Medien genau dies zu Nutzen: Wenn man sich ein paar Beiträge zu einem Thema ansieht, werden einem immer mehr solche angezeigt, übersprungene Themen werden hingegen immer mehr ausgeblendet und so rutscht man in eine Blase ab, in der man das Gefühl vermittelt bekommt, alle sähen die Welt genauso wie man selbst.
Aber auch in diesem Teil der Geschichte habe ich mich mehr aufgeregt als die Geschichte genossen. Wieso spricht Vera, als sei eine Ewigkeit vergangen? Wie sie von den Ereignissen spricht, klingt es, als sei sie eine alte Dame und erzähle von “damals” und nicht als seien die Ereignisse kaum mehr als ein Monat her.
Während Vera bis jetzt alle Anschuldigungen abgestritten hat, sagt sie auf Seite 150:
“Darum sagten wir, keine Lieferwagen mehr, kein kokain heute! Morgen vielleicht wieder, aber heute nicht!”
Können wir also davon ausgehen, dass bisher alles gelogen war? Und wieso nimmt der Komissar das alles so hin? Wenn das gelogen war, war ja wahrscheinlich noch mehr gelogen und dann verliert die komplette Geschichte an Bedeutung.
Auf Seite 169 schliesst der Sicherheitsmann gerade das Tor zum Glattzentrum als sie “durch den noch offenen Spalt schlitterte”. Das würde ja dann bedeuten, dass sie in einem nun abgesperrten Bereich ist, und den Sicherheitsmann interessiert es nicht? Das ist absolut unlogisch.
Auf Seite 173 ist Vera plötzlich verletzt, von einer Verletzung war aber nie die Rede. Was soll denn das jetzt sein?
Zudem hat in der Besprechung zum ersten Teil jemand erwähnt, dass der schweizer Touch nicht mit der Sprache übereinstimmt. Dem kann ich nur zustimmen. Durch die vielen Erwähnungen von Orten in Zürich wirkt es fast so, als wolle krampfhaft auf die “Swissness” des Buches hingewiesenwerden. Dies steht im groben Gegensatz zum schafen s und hochdeutschen Ausdrücken wie Wagen anstatt Auto. Es passt einfach nichts zusammen.
Meiner Meinung nach passt zu vieles in diesem Buch nicht zusammen. Mal schauen, ob der letzte Teil aus einer anderen Perspektive meine Meinung ändern kann.