Nach wie vor gefällt es mir sehr mich mit den Texten auseinanderzusetzen. ☀️
An Tag 10 werde ich daran erinnert, was ich über das Thema Suchtverhalten schon weiss und dass ich reifen darf und den “ Krücken”, schon längst, “entwachsen” bin. Und jeden Moment neu entscheide, die Bürde oder Aktion, die gegen mich spricht oder eben die Sucht als Trost, nicht mehr auf mich zunehmen.
An dieser Stelle beginne ich zu verstehen, dass die Texte tiefgreifend und sehr dicht verfasst worden sind, und mich immer dort abholen, wo ich bereits etwas verstanden habe. Sie erinnern mich an das, was ich bereits weiss, wecken aber auch eine Weisheit in mir, die ich nicht erlernt habe, vor allem, weil die Autorin nicht die üblichen Schlüsse bringt sondern einen neuen Kontext schafft.
Sie bringt eine neue Karte für die Reise. Es sind eben auch ihre wunderbaren Bilder, die ich schätze, wenn sie von Strömen, Stürmen und Landschaften spricht. Von Natur und Emotionen spricht und Menschsein so beschreibt.
Tag 11
Hier spricht, glaube ich, zum ersten Mal ein Ich an das Du welches bisher immer angesprochen wurde. Und es wird eindringlich und leidenschaftlich. Wer ist es die da spricht? Ist es die Autorin? Eine mütterliche Stimme, die uns Rat erteilt? Das wäre mir zu einfach.
Vielmehr denke ich ab hier, dass Wiest nun aufzeigt, dass sie immer an sich selber schreibt.
Kennt Ihr Marc Aurels (121-180, Philosoph unds römischer Kaiser) ‘Meditationen - Selbstbetrachtungen’? Er hat eine ähnliche Anrede verwendet . Wenn er ins Du wechselt, dann ermahnt er sich, sich an all das zu erinnern, was er bereits verstanden hat.
Wiest setzt das ‘Ich’ aber auch noch anders ein, hier lässt sie, glaube ich, auch das reife ICH/ wahre Ich sprechen, welches bereits in uns ist und in dem Pivot Year gefestigt werden soll.
Überhaupt erinnern mich die Texte an Marc Aurels Meditationen, die auch als Aphorismen gelten, Lebensweisheiten und Weltanschauungen. Er ist Stoiker gewesen, seine Texte haben mir eine zeitlang täglich den Kopf gerade gesetzt, als ich in einer schweren Sinneskrise war.
Lieben Gruss und Dank an Euch