Das Buch liest sich leicht und flüssig - die Sprache ist farbig, so dass ich mir alles leicht vorstellen kann - ohne mit Details und Nebensächlichkeiten überladen zu sein.
Die Geschichte switcht in grossen Zeitsprüngen hin und her - und man muss tatsächlich aufpassen, wo man sich grad befindet, was aber dank der Titel leicht möglich ist. - Allerdings musste ich mir die Zeittafel zu Hilfe nehmen, um zu wissen, wie alt Dian war, als sie wartend am Hafen stand - und den Vater (doppelt) verlor… Im Gegensatz zu kaba habe ich nicht unbedingt das Gefühl, dass der Vater per se ‘unfähig’ war. - Ich fragte mich eher, was er in den Monaten der Abwesenheit erlebt hat - denn wenn ich es recht verstand, war er im Einsatz auf einem Kriegschiff - dazu kam, wenn ich die Andeutungen ebenfalls recht deute, dass die Mutter in der Zeit eine Affäre gehabt haben muss, jedenfalls reagiert sie recht abweisend - wohl beides genug Zündstoff, um einen Mann zu fällen… - Könnte sein, dass sich das Leben vielleicht anders entwickelt hätte, wenn dieser Einsatz nicht gewesen wäre….
Der Einstieg zeigt also die Rückkehr nach der 3-jährigen-Cambridge-Abwesenheit, die Dian Fossey als Vertreibung aus ihrem Revier erlebte, das konnte ich nachvollziehen - als ich dann aber den Einstieg in de Geschichte las, stand ich nicht mehr unbedingt auf ihrer Seite. Die Art und Weise, wie sie sich gegenüber von McGuire verhält, ist masslos arrogant - und dass man dann später auf ‘Frohe-Weihnacht’ und ‘Bescherung’ macht, empfinde ich in diesem Zusammenhang als pervers… Ich kann verstehen, dass sich die Leute nicht anders zu wehren wissen, als durch hilflose Magie - denn dass sich Dian von nichts und niemandem bändigen lässt, kommt in den Folgekapiteln ja immer wieder durch (Georgie, John…).
Umso erstaunter bin ich über ihre ‘weiche Seite’ als Ergotherapeutin bei den Kindern! - Und ich fragte mich unweigerlich, wie sie zu der wurde, die sie war - ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie zubetoniert von zahllosen Enttäuschungen, einen ziemlichen Panzer angezogen und sich darin verbarrikadiert hat… Was ein Schutz zu sein scheint, ist aber halt auch eine Abweisung - mit der ein Teufelskreis in Gang gesetzt wird…
Dieselbe Widersprüchlichkeit blitzt ja dann auch auf der Safari auf, wo sie John alles andere als grün ist, ihn herum kommandiert, schlecht über ihn ins Tagebuch schreibt - und ihm dann die Feder schenkt…
Das aber sind ‘nur’ meine Gedanken zu den biografischen Episoden, die beschrieben wurde - der Roman liest sich, wie schon gesagt gut - und über ein Leben möchte ich nicht urteilen - auch wenn es jetzt vielleicht so tönt! Jede Charaktereigenschaft hat bekanntlich zwei Seiten! - Ohne ihre Hartnäckigkeit hätte Dian Fossey ihr Ziel nie und nimmer erreicht! - Es war durchaus mutig, sich von der abweisenden Haltung der Price nicht ins Bockshorn jagen zu lassen! - Im Gegenteil - die neuerlich gebuchte Safari dauerte dann ja länger, war auf sie zugeschnitten und um einiges teurer.
Froh bin auch ich, wie Bernerin , dass Dian im ‘Hotel Henry’ so gute Aufnahme findet und auch etwas Geborgenheit und Halt - und zudem eine Freundin, die sie nimmt, wie sie ist - das kann man nur jedem wünschen.
Nach diesem langen Sermon 🙈 allen einen schönen Sonntag Schoma