Gegen Ende dieses Leseabschnittes, das Ende des Jahres 1932, werden die Zeiten immer düsterer. Die Liebe jedoch, zumindest in den Kreisen der hier beschriebenen Künstler, bleibt getrieben, angestrengt, skurril, verzweifelt, hoffnungslos. Eine ganze Palette von Spielarten, die Illies aber wirklich hervorragend zeichnet. Der Begriff “Sittengemälde”, der sich mir bereits im ersten Abschnitt aufdrängte, ist hier immer noch sehr treffend. Auch wenn mir vieles fremd ist, kann ich den pochenden Zeitgeist doch gut spüren. Schon erstaunlich, wie Illies die unglaublich vielen kleinen Details aus dem Leben der Menschen zusammengetragen hat.
Das Buch erinnert mich auch ein wenig an Fabian von Erich Kästner, der ja hier auch ab und zu erwähnt wird. Ich hatte es letztes Jahr zufällig gelesen und es beschreibt ebenso dieses Gefühl der Aussichtslosigkeit der Menschen und den damit einhergehenden gedankenlosen und fieberhaften Lebenshunger der frühen Dreissigerjahre.
Weil es sich bei Illies um bekannte Menschen handelt, geht es einem vielleicht noch näher. Obwohl, dass es um bekannte Menschen geht, ist auch das, was mich ein wenig stört. Die ‘gewöhnlichen’ Leute befanden sich genauso in einer schwierigen Zeit, hatten jedoch ganz bestimmt nicht die Möglichkeiten und die Mittel, ihre Gefühle auf diese Art und in diesem Masse auszuleben.
Ich lese aber gerne weiter und bin gespannt, ob und wie sich die Gefühle verändern mit dem drohenden Unheil des Nationalsozialismus, das immer mehr Gestalt annimmt.