Aus verschiedenen Gründen bin ich etwas in Verzug, habe nun jedoch den ersten Leseabschnitt zu Ende gelesen. Ich werde also nur kurz meine wichtigsten Eindrücke äussern.
Speziell, irisch, modern und altertümlich zugleich, das ist es für mich. Weiblich - ja warum nicht, aber es irritiert mich noch ein wenig, zumal es sehr einseitig dargestellt wird. Eibhlín wirkt bisher auf mich viel bestimmter, freier, unabhängiger, ja moderner als Doireann. Das kann aber auch die Absicht der Autorin sein. Die Männer werden in den wenigen historischen Texten auch nicht unbedingt vermehrt genannt, der Vater von Eibhlín zum Beispiel wird nur am Rande erwähnt.
Doireann Ní Ghríofa spürt dem Leben und Werk von Eibhlín Dubh Ní Chonaill mit jeder Faser ihres Körpers und Herzens nach. Das gefällt mir, doch in der Gegenwart, dieses unablässige Herumreiten auf dem Thema Muttermilch, der weiblichen Selbstaufgabe und Auslöschung, stört mich schon etwas.
Das Gedicht, ja das Gedicht gefällt mir hingegen richtig gut, zumal ich sonst nur bedingt auf Gedichte anspreche. Ich habe es für mich einmal laut in Englisch vorgelesen, es ist sehr rhythmisch, hat einen tollen Schwung und eine fast archaische Kraft. Wunderbar! Das ist zumindest meine sehr laienhafte Meinung und klar, es ist auch dies bereits eine Übersetzung. Jedem Kapitel einen ausgewählten Teil davon voranzustellen, finde ich ausserdem eine sehr schöne Idee.
Die Passagen, wenn Doireann in ihrem Buch Eibhlín und der Übersetzung des Gedichts nachspürt, berühren mich am meisten, dort gefällt mir auch die Sprache am besten. Wie die Stelle über die Stanza zum Beispiel. Ich würde diese Art von Nachforschungen, die sie dazu betreibt auch nicht unbedingt als Obsession bezeichnen, sondern als Begeisterung, vielleicht noch als Leidenschaft. Auf jeden Fall eine wundervolle Art, eine Dichterin aus dem 18. Jahrhundert zum Leben zu erwecken - eine Art Biografie.
Ich bin nun gespannt, ob und wohin sich Doireann in den folgenden Abschnitten noch entwickelt …