Bis zur Seite 110 hatte ich mir allmählich ein Bild von Doireann zurechtgelegt - aber im Kapitel “der sektionsraum” stand ich dann geistig Kopf! Es fällt mir schwer, nachzuvollziehen, wie jemand mit aller Kraft auf einen Schulabschluss zuarbeitet, welcher die Zulassung zu Medizinstudium (Zahnarzt) bringt und gleich im ersten Semester genauso viel Kraft aufbringt, um dieses Studium komplett an die Wand zu fahren. Sich quasi im Alkohol ertränkt.
“Je mehr Freunde ich fand, desto mehr trank ich; je mehr ich trank, desto mehr rauchte ich; je mehr ich rauchte, desto weniger ass ich. Ich fühlte mich nur noch wie ich selbst, wenn ich das Verlangen in den Augen eines Fremden sah.”
Das ist unfassbar!Die Autorin schildert die Selbstzerstörung in allen Details - und dazu immer wieder Einzelheiten zu Autopsie. Der Raum, in dem die Studenten die Sektionen durchführen, hinterlässt tiefe Spuren im Ich. So tief, dass er eine geradezu magisch-morbide Anziehungskraft ausübt, der Raum in dem der Tod zum Greifen ist. Dann spendet Doireann ihren eigenen Körper der Wissenschaft, sodass dieser irgendwann einmal einer der Körper sein wird, an denen Medizinstudenten die menschliche Anatomie lernen in der Hoffnung, einmal gute Ärzte zu werden.
In diesem Kapitel behandelt die Autorin ihre Leserinnen mit geradzu brutaler Härte. Und auch hier immer wieder der Bezug auf die Milch der Frauen
“Ich dachte an all die Texte, die von Frauen verfasst wurden, … die nie niedergeschrieben oder übersetzt wurden, Ich dachrtean HéLène Cixous: Immer besteht in ihr wenigstens ein bisschen gute Muttermilch.”
Ich bin sehr gespannt auf Eure Kommentare! Wie habt Ihr die Zugänglichkeit zum Text empfunden? Für mich war dies das schwierigste Kapitel gewesen.