Soeben habe ich die 110 Seite zueende gelesen. Ich bin hin und her gerissen und das ist ja eigentlich ein gutes Zeichen, das Buch bewegt einiges in mir. 😊
Sprache = einfach gewaltig. Die Autorin drückt sich bildhaft und lyrisch aus. Der Text liest sich rythmisch, ein eleganter Stil, die Wiederholungen erinnern an ein Gedicht in Prosaform. Die Weiblichkeit liegt zwischen den Zeilen, sinnlich, üppig, sprachgewandt. Überzeugt mich wirklich sehr.
Inhalt = da bin ich mir nicht sicher. Ich tippe auf autobiographisch und dachte zu Beginn, nicht schon wieder ein autobiographisches Buch, scheint momentan in Mode zu sein. Obwohl (oder vielleicht weil) ich selber Mutter bin war es mir dann zu Beginn einfach zu langatmig, mit dem Stillen, mit dem Putzen und ja, ich bin ehrlich es hat mich genervt. Dachte mir, wo ist die Emanzipation geblieben? Schön, Du putzt gerne, bist die Super-Mama, Dir genügt es Listen abzuarbeiten, Du opferst Dich auf und bist nach drei Kindern immer noch rundum leidenschaftlich und wie am ersten Tag verliebt. War mir dann doch ein bisschen zu viel Selbstbeweihräucherung. Nun ja, vielleicht ist das die Emanzipation, einfach so zu leben worauf Frau Lust hat? Vielleicht mag die Autorin den Lebenstil der 50er, fein. Habe mich dann ein Stück weit versöhnt, vor allem als sie von der Frühgeburt erzählte. Ihre Verletzlichkeit so offen darlegte. Und es dann ausser dem Putzen, Stillen, Kinder versorgen dann doch noch um etwas anderes ging, um die Dichterin aus der Vergangenheit. Denn Frauen können doch um einiges mehr, als das was auf den ersten 80 oder mehr Seiten beschreibt. Ich denke mal dieses klassische Rollenbild stiess mir auf. Wie liest dieses Buch wohl eine Frau die sich entschied keine Kinder zu bekommen?
Es ist ein aussergewöhnliches Buch und ich bin neugierig wie es weitergeht. Viel geschieht momentan nicht, der Plot plätschert langsam dahin. Die Verflechtung der beiden Erzählstränge finde ich geschickt durchgeführt. Momentan fiebere ich vor allem mit der Dichterin aus der Vergangenheit mit.