Mit Ich schreibe Ihnen aus einem fernen Land von Anna Banti habe ich das zweite Dezemberbuch gelesen. Anna Banti wurde 1895 in Florenz geboren und lebte bis 1985. Sie hat enorm viel geschaffen und ich hatte noch nie von dieser Autorin gehört - was für ein Versäumnis.
Das Buch enthält eine Reihe Kurzgeschichten von etwas über 10 Seiten bis knapp 60 Seiten. Es sind Geschichten von Frauen. Frauen, die sich widerspenstig gegen gewisse Rollenbilder wehren. Frauen, die aufbegehren, sich wehren, ein Selbstbewusstsein zeigen. Allerdings ist es nicht, was man vermutet. So habe ich es noch nie lesen dürfen. Schnörkellos und nicht dem Gängigen oder Klischees folgend. Teilweise tragen sie ihren eigenen stillen Triumph davon. Da ist Arabella und Ihresgleichen. Arabelle, die als Kind ständig bewacht wird, auf keinen Fall mit Kindern aus niedrigeren Stand spielen soll. Da ist auch das Fräulein, das einer unglücklichen Liebe nachtrauert. Die Sprache ist unvergleichlich. Es sind Erzählungen, die einen fesseln und gleichzeitig eine Beklommenheit auslösen. Es sind keine schönen Geschichten. Es tun sich aber auch nicht tiefe Abgründe auf. Da geht die Erzählung dahin und plötzlich kommt ein Satz wie “Schliesslich musste sie es einsehen, ja, sie war es, an der Riccardo Gefallen fand, sie mit ihren graumelierten Haaren, den schmächtigen Schultern und den Augen einer klugen Heuschrecke.”
Es ist nicht einfache Kost. Eine Geschichte um die andere lesen - ich kann es nur empfehlen.