Besonders interessant fand ich an diesem Akt, wie bereits eingeführte Personen weiterhin an Tiefe gewonnen haben und auf diese Weise mögliche Versimplifizierungen à la gut vs. böse vermieden werden. Godwin ist nicht mehr nur das arme Opfer einer Erpressung. Chika hat eine geheimnisvolle Vergangenheit, die offensichtlich mit Gewalteinwirkungen verbunden ist.
Auch die Verknüpfung verschiedener Storypfade macht die Geschichte vielschichtiger und tiefgründer. Da wäre die unklare Rolle Kevins und die Frage, welche Rolle der Tod seines Bekannten in Polizeigewahrsam in dieser Geschichte noch spielt. Die Einführung des Hintergrund des Biafra-Konflikts und damit verbundener kollektiver Erinnerungen und Traumata wird hoffentlich auch noch irgendwann wieder aufgegriffen.
Die Figur Salomes finde ich weiterhin interessant, allerdings schleicht sich die Befürchtung ein, dass es etwas vorhersehbar werden könnte. Beim momentanen Stand des Buches würde ich typischerweise (um nicht zu sagen stereotypischerweise) davon ausgehen, dass sie gegen Philip arbeitet. Es wäre der klassische Storytwist, dass die Person, die einen zu unterstützen scheint, am Ende doch gegen einen gearbeitet hat. Zugegebenermassen könnte dies aber auch bei Chika der Fall sein.
Was ich bisher als sehr erfrischend empfinde, ist der Mangel an Exotisierung. Es wird einem durchaus bewusst, dass der Roman in einem anderen Kulturkreis spielt. Aber er geht nicht so weit, wie viele andere Bücher, dass alles was geschieht als vollkommen anders, schräg, exotisch, etc. dargestellt wird. Letzten Endes sind Menschen überall bis zu gewissem Grad gleich in ihren Wünschen, Träumen, Zielen, etc. Da hilft sicher auch die Perspektive Philips, der Erfahrungen aus den USA und Nigeria vereint. Als besonders gelungen gegen diesen Exotisierungseffekt fand ich die aufgezeigte Parallele der Polizeiwillkür, in Nigeria für Schmiergeld, in den USA aufgrund racial profilings.