Ich habe den zweiten Akt auch besser bzw. gleich gut wie den ersten gefunden. Zur Frage nach dem Licht, die Fanny letzte Woche stellte:
Den Titel “Lightseekers” könnte man einfach mit “Lichtsuchende” übersetzen und für mich ist dies auch tatsächlich der Fall. Die Geschehnisse und deren Hintergründe/Motive liegen für den Leser und Dr. Taiwo im Dunkeln. Möchte man der Wahrheit auf die Spur kommen, so muss man im Dunkeln beginnen. Je mehr Informationen im Laufe der Zeit zusammengetragen werden, um so mehr Licht kommt ins Dunkel. Auch die Zitate zu Beginn der einzelnen Akte lassen darauf schliessen, dass nichts so ist, wie es scheint.
Die Gliederung des Buches in Akte erinnert einerseits an Theaterstücke, andererseits auch an den Aufbau jeder schriftlichen Arbeit/ jedes Aufsatzes: Einleitung, Hauptteil, Schluss…
Im Akt 1 geht es zunächst um die Exposition, also um die Einführung in die Thematik und die Vorstellung der wichtigsten Personen.
Im Akt 2 erfolgt dann in der Regel ein Spannungsaufbau, der hier auch gut gelungen ist. Mittlerweile kennt man die wichtigsten Personen der Geschichte und kann sich daher besser auf das Drumherum einlassen. Interessant war für mich auch, dass der Protagonist Sitten und Bräuche kennenlernt, die ihm völlig fremd sind, weil er in einem anderen Kulturkreis lebte. Ich meine damit die Militär-/ Polizeikontrollen, die Dr. Taiwo nicht unbedingt fremd sind, hier allerdings einen anderen Hintergrund haben als den USA. Die Zahlung von Schmiergeld kommt in unserer Welt eigentlich nicht vor, zu mindestens nicht so öffentlich und von allen akzeptiert, wie dort. Ich ertappe mich beim Lesen immer wieder, dass ich denke; ja , genau so stelle ich mir Afrika vor (überall Korruption und Lügen). Leider schildert das Buch genau dies, aber dennoch ist es hoffentlich nicht überall so.
Zudem muss der Protagonist in diesem Abschnitt auf die äusseren Umstände reagieren. So einerseits auf die Mauer des Schweigens, die zunächst einfach aus der Unbekanntheit der Person resultiert (Dr. Taiwo wird zwar als Afrikaner erkannt, kommt aber nicht aus der Region und lebte dann auch noch lange in den USA), was die Mauer verstärken dürfte. Später kann er kaum weitere Befragungen der Personen durchführen, die er bereits kennt, weil diese mittlerweile den wahren Grund seines Interesses kennen und, aus welchen Gründen auch immer, schweigen. Darüber hinaus werden dem “Ermittler” weitere Steine in den Weg gelegt, wie beispielsweise die plötzliche Verkürzung des Hotelaufenthalts, obwohl dies im Vorhinein anders abgemacht wurde. ( Auch das ist für uns etwas fast unvorstellbares) Zudem kommen weitere Hürden wie die Blockaden durch den Rektor dazu (Einverständnis, keine Zeit für Gespräch etc) hinzu. Und last but not least: die Verwüstung des Hotelzimmers und der Umzug in ein anderes Hotel weiter abseits.
Die Einführung der Figur Salome hat mich bereits im ersten Akt beschäftigt. Nun bestätigt sich mein ungutes Gefühl, obwohl sie Chika und Dr. Taiwo zwar hilft. Dennoch finde ich es suspekt. Er fährt dorthin, um diesem mysteriösen Mordanschlag an den drei Studenten aufzuklären und lernt dann ganz zufällig auf dem Hinflug die Cousine des ortsansässigen Polizeichefs kennen, dessen Rolle in den Geschehnissen ebenfalls noch nicht geklärt ist? Für mich ein wenig zu viel Zufall. Und dann quasi als Sahnehäubchen, wird einer der wichtigsten Zeugen zufällig Opfer eines “Unfalls”. Ich setze das Wort sehr bewusst in Anführungszeichen, weil ich an diese These nun so gar nicht glaube. Desgleichen passiert in dessen Nachgang wiederum etwas, was wir uns kaum vorstellen können. Die stümperhafte “Autopsie” des Opfers. Während bei uns bei jeder ungeklärten Todesursache eine Autopsie durchgeführt werden muss, die auch immer die Öffnung aller drei Körperhöhlen beinhaltet, begnügt man sich an unserem Schauplatz mit einer einfachen toxikologischen Untersuchung. Diese bringt in meinen Augen sowieso nichts, denn dass Godwin Drogenkonsument war, ist bekannt. Ich habe eher das Gefühl, dass man den logisch denkenden Menschen veräppeln möchte. (Vieleicht kennt ihr das Gefühl: MaEs gibt Menschen, die einen entweder unterschätzen oder sich selbst überschätzen und dann Sachen sagen, die jeder Logik entbehren und wo ich manchmal das Gefühl habe sie denken ich ziehe mir die Hose mit der Kneifzange an)Welches Feuer breitet sich nur auf einem kleinen Teil der Matratze aus ohne einerseits den Leichnam stärker zu beschädigen und ohne Ausbreitung auf weitere Areale des Zimmers? Nur durch eine korrekte Autopsie können Aussagen getroffen werden, ob das Opfer zum Zeitpunkt des Feuerausbruchs noch lebte (dann kann das CO 2 in den Lungen nachgewiesen werden). Sollte Godwins Lunge kein CO2 aufweisen, war er bereits im Vorfeld tot, womit die Theorie des Unfalls nicht mehr zu halten wäre. Zumal der Zeitpunkt des Ablebens Godwins eh zu einem “günstigen” Zeitpunkt geschieht.
Ich fand den zweiten Akt ebenso spannend wie den ersten und bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Im dritten Akt müsste noch eine Wendung passieren, damit der Spannungsbogen eingehalten wird und im letzten Akt wird uns dann hoffentlich eine plausible Aufklärung des Falls vorgelegt.