Olivia80 Hallo Olivia - und alle!
Die Stimme gefällt mir beim Erzählen durchaus. Da es nicht Bühnenhochsprache (Theodor Siebs) ist, sondern einen gewissen Slang hat, hat es auch etwas persönliches - als würde Lena (obwohl Französin) die Geschichte selbst erzählen. - Bei den Worten sind mir einfach Begriffe wie z.B. Stille/Stelle; trägt/dreht aufgefallen - sagt sie nun das erste oder ist es doch das zweite - der Klang lag irgendwo dazwischen und beides wäre möglich gewesen.
Ich würde den Roman als ‘sozial-politisch’ bezeichnen - und finde es sehr mutig, als ‘Ausländerin’ Fakten in eine ‘Fiktion’ zu verpacken - also aus Tatsachen eine Geschichte zu stricken, zwar nicht direkt, aber doch offen, um so klar Missstände anzusprechen. (Mitunter können ja Schriftsteller auch diplomatische Krisen auslösen, wenn sich ein aufstrebendes Land an den Pranger gestellt fühlt.)
Das ist mir schon beim ersten Colombani-Buch aufgefallen (Haus der Frauen), dass sie von widrigen Verhältnissen ausgeht, die nicht hinnehmbar sind und mit ihrer Geschichte sensibilisiert für jene ausgeblendete Realität, die auf der dunklen Seite des Mondes statt findet - ausgeblendet, weil sie entweder versteckt abläuft oder weil man ihr bewusst aus dem Weg geht.
Ich finde es gut, wie Lena reagiert, wie sie versucht, das Heft in die Hand zu nehmen und zu gestalten, was sie gestalten kann, und wenn’s nur der berühmte kleine Tropfen auf den heissen Stein ist. Doch das Beispiel von Usha ist so stark, dass wohl auch ihres Kreise ziehen wird.
Anklagen ist das eine - handeln das andere - der Roman klagt an - und zeigt Handlungsperspektive - ich finde ihn bis jetzt überzeugend und gut recherchiert!