Ich gehe gleich in medias res zu meiner absoluten Lieblingsszene in Kapitel 30, Seite 323: Elizabeth geht zu Phil Lebensmal. Für mich entspricht es genau Elizabeths Charakter, allein in die “Höhle des Löwen” ! Wie sie den Dreckskerl und Lügner auflaufen lässt bis hin zu seinem Infarkt - wunderbar!
Die Dialoge zwischen Elizabeth und Walter Pine verlaufen etwa ähnlich -Elizabeth streitet nicht, bleibt cool und geht konsequent so weiter wie sie es für richtig erachtet. Spannend zu sehen, wie sich Walter Pine durch sie in seiner Persönlichkeit entwickelt und sich allmählich aus den Schranken, die ihm das Leben und Phil Lebensmal aufgezwungen haben, zu befreien beginnt.
Auch die Kochsendungen als solche gefallen mir sehr gut - würde Elizabeth nicht überzeichnen, wären sie öde und langweilig. Der Einbezug der Chemie in eine Kochsendung ist hinreissend wie beispielsweise in Kapitel 29, in dem Elizabeth ihren Zuschauerinnen die verschiedenen chemischen Bindungen erklärt. Oder die Szene auf denSeiten 311/12, in denen Elizabeth ihre Zuschauerin im Studio, Mrs Fillis klar macht, dass sie durchaus die Ausbildung zur Herchirugin stemmen kann - das ist grossartig. Wie sagt Elizabeth? “ Furchtlosigkeit in der Küche wird zu Furchtlosigkeit im Leben”. Das ist genau diese Mischung aus Überzeichnung und Coolness, die so hinreissend wirkt. Bonnie Garmus (US Amerikanerin) lebt seit Jahren mit ihrer Familie in England und für mich schreibt sie in bester Tradition des etwas schwarzen, total trockenen englischen Humors, den ich so liebe. Selten so gelacht wie im dritten Teil.
Wenn man sich das Geschehen in die Zeit um 1960/61 vorstellt, als Frauen weitestgehend auf ihre Rolle als Hausfrau reduziert wurden, dann könnte man das als revolutionär betrachten. Was vielen Männern so gar nicht gefallen hätte…
Dass dazu Feedbacks zur Kochsendung gezeichnet werden, indem die Leser in verschiedene Haushalte hineinschauen können, ist eine gelungene Strategie der Autorin.
‘ “Es gibt auf der ganzen Welt keine Frau, die bloss Hausfrau ist”, sagte Elizabeth…’
Von Beginn weg ist die Figur von Mad so angelegt (noch einmal: nomen est omen) und folgt in ihrer Entwicklung einem konsquenten Aufbau. So, wie sie ausschaut, wird sie ihre Eltern einmal überflügeln. Hand aufs Herz - welches Kind in so jungen Jahren bekommt von seinen Eltern Bücher von Norman Mailer und Vladimir Nabokov zu lesen?? Habt Ihr von den beiden Autoren etwas gelesen? Ich muss bekennen, dass meine Eltern mir ihre Bibliothek frei zugänglich liessen und so habe ich manche Bücher in sehr jungen Jahren gelesen. Ich war 9, als ich Feuer und Flamme für Charles Darwin war und beschloss, Biologie zu studieren. Entsprechend bekam ich Ärger in der Religionsstunde. Nabakov habe ich ebenfalls gelesen. Ich habe für meine Frühreife einen hohen Preis gezahlt. Trotzdem, ich bewundere Elizabeth, wie sie ihre Tochter fördert und fordert.
Dass Mad ausgerechnet Reverend Wakeley begegnet, der als Theologiestudent mit ihrem Vater Cavin korrespondiert hat und befreundet gewesen war, wirft Fragen für den letzten Teil des Buches auf. Was wird aus Mads Suche nach dem Waisenhaus, in dem ihr Vater aufwuchs, hervorgehen?
Mrs Mudford zeigt sich in ihrem Stammbaumprojekt so erbärmlich, wie ich es vermutet hatte. Dass sie die Ergebnisse dieses Projekt zudem herumtratschen muss und sich quasi an den aufgedeckten “Skandalen” weidet, ist einfach beschämend. Was für ein Charakter - so eine Frau sollte einen anderen Beruf als den einer Lehrperson ausüben!
Es gäbe noch viel zum dritten Teil zu sagen - ich bin gespannt auf Eure Kommentare!