Schoma Der “Werkzeugkasten”, den wir an der Uni mitgekriegt haben, ist eine Art Röntgenapparat, der verborgene - vielleicht dem Autor unbewusste - Werkstrukturen zutage fördert. Entsprechend meinte Max Frisch, dass der intelligente Kritiker sein Werk besser verstehe als er selbst. Wobei “intelligent” nicht gleichbedeutend mit “an der Uni studiert haben” sein muss.
Als ich studiert habe, wurden wir in diesem Sinne ausgebildet. Der implizite Leser der eigenen “Bewertungen” (vielleicht wäre eher “Beobachtungen” das richtige Wort) war der Autor/die Autorin und nicht so sehr die potentiellen LeserInnen. Publikums- oder Medienwirksamkeit war nicht das Ziel. Aber das war noch vor der Entwicklung des Internets.
Inzwischen sind sogar die professionellen Kritiker vermutlich eher unter sich und kaum ein Autor nimmt sich wohl noch die Zeit, alle Kritiken zu seinen Büchern durchzulesen, geschweige denn sie sich zu Herzen zu nehmen. Für mich bleibt der Autor dennoch gedanklich der wichtigste Adressat, wenn ich über das nachdenke, was ich in seinen Büchern gelesen habe.