Ein sehr eindrückliches Buch, das sei schon mal vorweg genommen!
Der Einstieg ist relativ steil - Mit dem ‘Vorspann’ ist man mitten in einer Geschichte, von der man nicht genau weiss, wer-wie-wo-was. Ab Kapitel 1 wird dann alles aufgerollt, temporeich treten Personen auf, wechseln die Episoden… Manchmal hatte ich das Gefühl, die Puzzle-Teilchen der Personen passen irgendwie gar schnell zusammen - und doch wurde dadurch nicht einfach alles klar - die Geschichte wurde immer grösser.
Murph(y), der eigentlich ‘die Urne seines besten Freundes’ versenken will, begibt sich damit in eine Reise zu den eigenen Wurzeln, wird hinein genommen in eine leidvolle Geschichte um Mädchenhandel und -ausbeutung. Auf der Suche letztendlich nach ‘der Einen’, findet und rettet er viele - und letztendlich auch sich selbst… Was er mit der Fahrt zur ‘Urnenversenkung’ eigentlich zum Abschluss bringen wollte, öffnet sich dann in eine neue Dimension - es passiert ein anderer Abschluss - der erst zu einem Anfang werden kann!
Martin beschreibt mit scharfkantiger Offenheit die Brutalität der Mädchenhändler, jedoch ohne Voyerismus, dort wo er die traumatischen Folgen beschreibt, findet er unerhört empathische Worte. Etwas störend fand ich zunächst, dass Bibelstellen oder ‘katholische Spezifikas’ (Zölibat, Kommunion) falsch zitiert, bzw. verwendet wurden - und gegen Schluss, wo die Geschichte noch rasanter wurde, kippte sie mir hie und da ins Irreale (z.B. dass jemand mit solchen Verletzungen binnen weniger Minuten verarztet, noch zwei weitere Verfolgungsjagden und Kämpfe ausficht und übersteht…) - doch die Geschichte hat eben unter diesem Erzählstrom noch einen weiteren Erzähstrom - und für mich hakte die oberflächliche Unstimmigkeit auf dieser Ebene ein. (…wie es auf dem Cover heisst: inspiriert vom Gleichnis des Guten Hirten und verlorenen Schafes).