Die Atmosphäre ist sehr gelungen dargestellt, und tatsächlich liebe ich die Krimis der 30er Jahre. Viele Informationen sind etwas mysteriös, und es bleibt unklar, ob sie zu einem späteren Zeitpunkt noch eine Rolle spielen werden.
Ich denke, die Geschichte spielt in den 30er Jahren. Die Atmosphäre und die Sprache erinnern mich deutlich an die Romane von Agatha Christie, insbesondere an die Werke mit Monsieur Poirot. Hier haben wir einen Detektiv, der die besonders schweren Fälle löst und mehr weiss und kann als die Polizei. Auch Campion wird diskret eingeführt; er erscheint elegant und als ein Weltmann, der über mysteriöse Verbrechersyndikate Bescheid weiss.
All dies geschieht in einer Gesellschaft von Snobs, auf einem viktorianischen Anwesen, bevölkert von allwissenden und loyalen Bediensteten, einer ausgeflippten Tante und einem konservativen Vater. Es gibt einen offensichtlichen Generationenkonflikt, eine Familie, die von einem Menge Geld und Standesdünkel geprägt ist, sowie einen mysteriösen Kelch, der möglicherweise ein Symbol für einen Geheimbund darstellt. Dazu kommen eine Schwester und ihre Freundin (die ich mir im typischen Charleston-Stil vorstelle), Ärger mit Fahrenden und esoterischem Partyvolk sowie ein Arzt, der mehr ein Verbündeter ist (aber wessen genau?), die vorlaute Bekannte aus dem Restaurant und schließlich der 25. Geburtstag, an dem Wohl ein Initiationsritual vollzogen werden soll.
Ich finde es typisch, dass man nach einem Drittel des Buches immer noch nicht genau weiß, worum es eigentlich geht. Es werden zahlreiche Themen und Konfliktpotenziale aufgezeigt, und viele Fragen bleiben offen: Geht es um Mord oder ein Syndikat? Um Erbschaft, Erpressung oder eine Verschwörung? Oder handelt es sich um die unwahrscheinliche Verkettung von Ereignissen, die solche Romane auszeichnen? Der Schreibstil gefällt mir auch: “Sir, sie ist mausetot”, sagt Mrs. Bullock auf Seite 59. Wann habe ich das zuletzt gelesen?! Für mich ist es wie eine kriminalistische Märchenstunde und geniesse das Lesen bis jetzt.