gabsinjune

  • 12. Feb 2024
  • Beitritt 27. Okt 2021
  • 0 Gefolgte Mitglieder0 Mitglieder folgen mir
  • Profil

  • 1651 Punkte
  • Steffi_S Das habe ich mich auch schon gefragt. Wie lange hat er wohl für diese Recherche gebraucht?

  • Jetzt finde ich endlich die Zeit, meine Eindrücke vom Kapitel “1933” zu teilen und weiss nicht, wo ich anfangen soll… Es war eine Achterbahn der Gefühle, so viel ist sicher. Ich wusste zwar, was kommen wurde und dennoch fand ich es teilweise unerträglich zu lesen, wie immer mehr unserer Protagonisten sich gezwungen sahen, Deutschland zu verlassen. “Der erste Emigrant” George Grosz fasst die Stimmung, die sich breit machte, sehr treffend in Worte:

    “Es war wie vor der Premiere eines grossen Dramas oder wie vor dem Beginn einer Schlacht. Man räusperte sich überall und sah immer nervös nach der Uhr, denn in den Zeitungen stand täglich, es sein nun ganz kurz vor zwölf. Was dann kommen würde, nach zwölf, war immer nur angedeutet, aber es war nichts Erhebendes, nichts Freundliches für mich und meine Freunde.”

    Und dann wurde es zwölf. Wie Klaus Mann es in seinem Tagebuch festhielt:

    “Hitler Reichskanzler. Schreck. Es nie für möglich gehalten. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.”

    Kaum einen Monat später schreibt Helene Mosel ihrem Bruder:

    “Was ich hier höre, sehe, fühle, ist Massenrausch, Massenwahnsinn, Massenpsychose, eine Stimmung, die an 1914 erinnert.”

    Ein beängstigendes, verstörendes Phänomen, das man bis heute versucht zu begreifen. Wie konnte es so weit kommen?

    Nebst den Fluchten, Festnahmen, Exilen und stillen Protesten, bleibt die Liebe (bei den meisten der Verfall der Liebe) weiterhin ein Hauptthema. Am meisten geblieben ist mir der Showdown zwischen F. Scott Fitzgerald und seiner Frau Zelda. Meiner Meinung nach ein klarer Fall von narzisstischer Persönlichkeitsstörung. Ein richtiger Schock-Moment war zudem die Affäre zwischen Anaïs Nin und ihrem Vater. Dafür habe ich nur folgende Worte: What the hell.

  • Nadia Das Buch habe ich einer Freundin zum Geburtstag geschenkt, bin aber selber noch nicht dazu gekommen, es zu lesen. Merci 😊

  • Im zweiten Teil von “Davor” geht es im gleichen Stil weiter wie im ersten. Ich ertappe mich öfters dabei, wie ich einige Figuren und deren Geschichten schon längst vergessen habe. Bei Walter Benjamin musste ich beispielsweise kurz innehalten und überlegen: “Was war da nochmal?”

    Mir ist in diesem Leseabschnitt auch aufgefallen, wie übermässig viele Adjektive Ilies in seinen Beschreibungen benutzt – aber das ist natürlich Geschmackssache.

    Am meisten gefesselt haben mich in der vergangenen Woche Pamela Wedekind & Co, Erich Maria Remarque, Hermann Hesse und Josef Stalin. Die ungehaltene Hochzeitsrede von Karl Mann habe ich mir dick angestrichen:

    “Dieses Heiraten ist ja wie eine Epidemie unter uns. Die Ehe ist unser pathetischer Versuch, eine Einsamkeit zu überwinden, von der wir wissen, dass sie endgültig ist. All diese Ehen haben weder mit dem Geld noch mit dem Sexus zu tun. Ich muss aussprechen, dass es Liebesehen sind. Liebe ist der Versuch des Menschen, seine unüberwindliche Einsamkeit zu überwinden (…) Ich könnte auf deiner nächsten Hochzeit keine anderen Worte finden als heute – sogar dann nicht, wenn es unsere Hochzeit sein sollte.”

    So zynisch und doch so wahr für die damalige Zeit, wie es mir scheint.

    Bei diesem Satz muss ich immer noch schmunzeln 😁:

    “Die Liebe ist manchmal wie ein guter Tee, man muss sie etwas ziehen lassen.”

    Allgemein bringt Ilies gut zur Geltung, wie das politische Klima Anfang der 1930er allmählich umschlägt. Es wird langsam ungemütlich für Gegner und “Feinde” der NSDAP. Ich bin gespannt, was uns im Kapitel “1933” erwartet!

  • Liebe Book Circle Community

    Meine Schwester und ein englischer BookTuber haben mich dazu inspiriert, mehr feministische Lektüre zu lesen. Einige Bücher, wie “Unsichtbare Frauen” von Caroline Criado-Perez und “Little Women” von Louisa May Alcott, stehen schon auf meiner Liste. Diese möchte ich noch erweitern.

    Egal ob Essays, Sachbücher oder Romane mit starken weiblichen Hauptfiguren – was sind eure “must-reads”?

    Vielen Dank für eure Antworten! 😊

    • Seit ich vor einer Woche die ersten Seiten gelesen habe, freue ich mich jeden Abend auf meine Gute-Nacht-Lektüre. Anfangs habe ich zwischendrin noch einiges gegoogelt, mit der Zeit wurde mir das aber zu anstrengend. Mittlerweile lese ich alles am Stück und komme dann bei Gelegenheit auf markierte Stellen zurück.

      Einerseits erfährt man bei jedem Abschnitt so viel Neues, andererseits verliert man bei den unzähligen Namen schnell den Überblick. Oft sind mir die Abschnitte auch etwas zu kurz und man weiss dann leider nie, wann und ob eine Erzählung fortgeführt wird. Dennoch finde ich Illies’ Schreibstil sehr ansprechend und ich staune immer wieder über die “nahtlosen” Übergänge, die er zwischen den einzelnen Lebensgeschichten kreiert.

      Schauplatz der meisten Geschichten ist Berlin, wie es mir scheint - eine meiner Lieblingsstädte. Erst kürzlich hat sich Berlin zur Regenbogenhauptstadt ernannt. Faszinierend fand ich, dass Berlin bereits in den Goldenen Zwanzigern ein Sehnsuchtsort für Homosexuelle war. In dieser Hinsicht hat mich die Geschichte von Klaus Mann und seiner Beziehung zu Thomas Mann zutiefst betrübt.

    • “Liebe in Zeiten des Hasses” ist mein erstes Buch von Florian Illies. Ich bin sehr an Geschichte interessiert und erwäge momentan ein Studium in diesem Fach. Als ich die Beschreibung gelesen habe, musste ich mich einfach bewerben. Ich habe gestern laufend meine E-Mails gecheckt und freue mich riesig, bei dieser Leserunde mitmachen zu dürfen!