das_interrobang

  • vor 4 Tagen
  • Beitritt 25. Apr 2021
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  • 12117 Punkte
  • Fiktiv: Aktuelles, Gesellschaftskritisches, Dystopisches, Romane aus aller Welt | Sachbücher: Feminismus, Gesellschaft | Graphic Novels

  • London, 2022: Die Queen ist tot. Durga ist gerade auf dem Weg zu einem Writer’s Room, um an einer entkolonialisierten Neuverfilmung von Agatha-Christie-Krimis zu arbeiten. Als sie sich plötzlich … 1906 wiederfindet. In einem Männerkörper. Inmitten indischer Revolutionäre.

    In der Folge erlebt sie (bzw. Sanjeev, in dessen Körper sie nun steckt) hautnah mit, wie diese für die Unabhängigkeit Indiens kämpfen – und zwar keineswegs gewaltfrei wie Gandhi. Sie beginnt, ihre Überzeugungen, die sie aus bequemer zeitlicher Distanz getroffen hatte, zu hinterfragen.

    «Antichristie» lebt vor allem von den Diskussionen, die seine Figuren führen. Das zieht sich hin und wieder ein wenig; dann aber lässt der Roman auch mysteriöse Verbrechen und deren detektivische Aufklärung nicht missen. Ein wilder Ritt, unterhaltsam, schlau und aufwändig recherchiert.

  • Hier noch meine Gedanken zum dritten Teil – ich hatte den dann ziemlich schnell inhaliert und darüber ganz vergessen, hier zu schreiben 🙈 Mir haben die Zeitsprünge bzw. Parallelitäten zwischen Durga und Sanjeev gegen Schluss richtig gut gefallen. Ich habe viel gelernt und finde, dass der Roman grosse Aktualität besitzt. Er regt zum Nachdenken an und lässt einen vor langem getroffene Annahmen hinterfragen und reflektieren (als grosses Beispiel natürlich, ob gewaltfreier Widerstand tatsächlich funktionieren kann oder jemals funktioniert hat). Ob es den Handlungsstrang mit dem Writer’s Room in dieser Form gebraucht hat – ich bin mir nicht sicher. Ich habe ihn eher als Rahmen für die Geschichte in India House empfunden.

    Das Nachwort gibt auch noch einmal Aufschluss z.B. über die Struktur, was wahr und was Fiktion ist.

    Ich finde, Bücher dürfen auch mal fordern und anstrengend sein, wobei dieses hier eigentlich sehr flüssig und humorvoll zu lesen war. Insgesamt eine tolles Leseerlebnis, auch wenn ich damit gefühlt in der Minderheit bin zusammen mit @Nelas 👀

    • Ich bin auch mit der zweiten “Tranche” durch und finde das Buch nach wie vor spannend – da steckt wahnsinnig viel Recherchearbeit drin. Manche Dialogszenen ziehen sich etwas, dafür geht gegen Seite 350 endlich die Post ab. Beschämenderweise habe ich erst jetzt festgestellt, dass es hinten im Buch ein kleines Personenverzeichnis hat. Das ist hilfreich. Ich lande trotzdem immer wieder mal auf Wikipedia, um noch mehr zu erfahren 🙂

      Ach ja, auch kleine “Extras” wie David Garnett, der hier die Idee zu “Dame zu Fuchs” gehabt haben könnte, finde ich toll.

      Nun bin ich gespannt, wie die Geschichte für Durga/Sanjeev endet 😊

      • Was für ein wilder Ritt. Ich fand den ersten Teil sprachlich und inhaltlich sehr unterhaltsam. Wie Durga aus ihrer Kindheit mit Hippie-Mutter erzählt; wie die Autor:innengruppe den “Zeitgeist” (Rassismus, Antisemitismus) von Agatha Christie und unseren Umgang damit (Cancel Culture) auseinandernimmt; wie Durga/Sanjeev historische Ereignisse neu einordnen muss und Kolonialismus am eigenen Leib erlebt. Spannend fand ich insbesondere die Diskussion um gewaltfreien Protest vs. bewaffneten Widerstand und wie man ein bestehendes System überwindet. Da treffen Ideologien aufeinander, die sich plötzlich verschieben, wenn man Ereignisse nicht mehr aus grosser zeitlicher Distanz betrachtet. Der Zeitreise-Kniff ist daher geschickt eingesetzt.

        Ich bin sehr gespannt, wie die Handlungsstränge (Verfilmung, Tod der Queen, Zeitreise) zusammenkommen. Gefällt mir bisher sehr gut!

        «Gewaltfreier Widerstand bedeutet nicht, dass keine Gewalt angewendet wird, sondern, dass wir diejenigen sind, die diese Gewalt abbekommen.»

        • adapadada Ich hatte das Buch heute auch im Briefkasten, vielen Dank! Bin gespannt. Das Debüt «Identitti» von Mithu Sanyal fand ich spannend, witzig und schlau. Die Erwartungen sind also hoch 😄

        • In einem Amerika der nahen Zukunft können sich Häftlinge privat geführter Gefängnisse entscheiden, anstelle der Haft in Gladiatorenkämpfen gegeneinander anzutreten. Tausende von Zuschauern verfolgen das tägliche Gemetzel am TV. Besonders begeistert sind die Fans von Loretta Thurwar und Hurricane Staxxx, zwei Gladiatorinnen, die in derselben «Chain» kämpfen. Das ultimative Ziel: nach einer ausreichenden Anzahl Kämpfe die Freiheit erlangen. Doch dann entschliesst sich die Regie, die Regeln zu ändern.

          Mit dem brutalen Setting schafft der Autor eine wütende Kritik an der amerikanischen Gefängnis- sowie Unterhaltungsindustrie, in denen Menschen wie Ware behandelt werden. Die Kämpfe sprechen niederste Instinkte an, unterhalten die Masse und kontrollieren sie gleichzeitig durch eine Atmosphäre der Angst. Dass diese Dystopie gar nicht so abwegig ist, illustrierten zahlreiche Fussnoten, in denen der Autor Verbindungen zu realen Fällen von (Polizei-)Gewalt macht. Das Buch hätte etwas kürzer, die Charaktere nahbarer sein dürfen – es ist aber auf jeden Fall eine spannende Mischung aus Fakten und Fiktion.

        • Ich fand den zweiten Teil etwas zäher als den ersten. Viel mehr als vorher weiss man (noch) nicht. Sunset wollte offenbar sterben, weshalb, wird jetzt im 3. Teil geklärt. Das Worldbuilding gefällt mir nach wie vor, man hat etwas mehr über die Aktivisten und die Macher der Shows erfahren. Die Hauptfiguren bleiben für mich aber schwer greifbar.

          • Mir gefällt die Mischung aus Fakten und (dystopischer) Fiktion. Ich lese den Roman als wütende Kritik an der amerikanischen Gefängnis- sowie Unterhaltungsindustrie, in denen Menschen wie Ware behandelt werden. Die Kämpfe sprechen niederste Instinkte an, unterhalten die Masse und kontrollieren sie gleichzeitig durch eine Atmosphäre der Angst. Und eine herrschende Klasse wird wohl gut damit abkassieren.

            Im ersten Teil werden verschiedene Charaktere/Sichtweisen etabliert – Kämpferinnen, Moderatoren, Aktivistinnen, Fans. Es gibt einige Themen/Figuren, von denen ich hoffe, dass sie noch vertieft werden: Die Blackouts, während derer alle Kameras abgeschaltet sind und offenbar Gesetzlosigkeit herrscht (erinnert mich an The Purge); die Moderatorin, die ihren Nachrichtenslot für einen Appell gegen die Kämpfe genutzt hat; und der Grund, wieso Staxxx Sun umgebracht hat. Es hat mich irritiert, dass Thurwell Staxxx’ Erklärung à la “ich musste es tun” scheinbar einfach so hingenommen hat. Und was passiert mit den “High Freed”? Wirklich rausgeschafft hat es ja scheinbar nur einer.

            Ziemlich sicher bin ich, dass es demnächst noch auf einen Kampf zwischen Staxxx und Thurwell hinausläuft, da die Chains künftig nur einen Colossal haben dürfen.

          • Billie ist 14, als ihre Mutter stirbt. Sie bleibt alleine zurück: mit einer Wohnung in einer Hochhaussiedlung, ihrer kürzlich angereisten ungarischen Grossmutter und einem kleinen Bündel Geldscheine, das sie in einer Radioshow gewonnen hat. Billie beschliesst, nun endlich ihren Vater zu finden, über den ihre Mutter immer geschwiegen hat – und begibt sich auf einen waghalsigen Roadtrip.

            «Paradise Garden» möchte gerne das neue «Hard Land» (Benedict Wells) sein, versagt aber auf ganzer Linie. Nicht nur sind die Charaktere flach und entbehren ihre Handlungen jeglicher Logik; auch führt die Autorin Motive ein, die später überhaupt keine Rolle mehr spielen oder gar vergessen gehen. Mal ehrlich, welche 14-jährige setzt sich zum zweiten Mal im Leben ans Steuer und cruist dann unbemerkt durch ganz Deutschland?

          • Auch mir war die ganze Geschichte viel zu konstruiert. Die Autorin versucht, ganz viele Themen unterzubringen, die aber schlussendlich nicht ausgearbeitet werden. Was genau zwischen Mutter und Grossmutter vorgefallen ist und warum die Grossmutter genau jetzt etwas wiedergutmachen will, bleibt im Dunkeln. Auch die Beziehung zur besten Freundin wurde einfach so gekappt, ohne Aussprache. Finde ich keine schöne Botschaft an Lesende. Und dann die “kleinen” Themen, die einfach mal platziert werden und für die Geschichte dann überhaupt keine Rolle mehr spielen (Periode, geschenktes Frühstück, …). Besonders gut/speziell geschrieben ist es auch nicht. Alles in allem also nicht mein Roman 😉

            • Ich bin wohl die einzige hier, die die Autorin etwas verloren hat. Ich finde die Charaktere flach und ihre Handlungen unlogisch. Welche 14-jährige kann tagelang im Auto durchs Land cruisen (ohne fahren gelernt zu haben) und niemand sagt etwas? Welches Freibad macht während der Schulsommerferien schon zu? Warum musste erwähnt werden, dass sie ihre erste Periode bekommen hat, wenn das danach nie mehr eine Rolle spielt (sie geht nicht mal Menstruationsartikel kaufen/klauen, obwohl das recht sturzflutlich dargestellt wurde)? Fragen über Fragen …

            • Ich werde beim Lesen das Gefühl nicht los, dass dieses Buch unbedingt das nächste „Hard Land“ (Benedict Wells) sein möchte … Und muss mir dauernd in Erinnerung rufen, dass es in Deutschland spielt und nicht in den USA 🙈

              Ansonsten angenehm und flüssig zu lesen, wenn ich auch die Charaktere bisher ziemlich eindimensional finde. Aber das kann sich ja noch ändern. Bin mal gespannt auf das grosse Mysterium des Vaters.

            • Mein absolutes Highlight bis jetzt war „Hund, Wolf, Schakal“ von Behzad Karim Khani 👌

            • Hélène hat es geschafft: sie ist dem Arbeitermilieu entflohen, hat Karriere gemacht und zieht zwei Kinder gross. Trotzdem ist sie unglücklich in ihrer Ehe. Christophe hingegen hat seine Heimat nie verlassen, geht einem bescheidenen Job nach, ist geschieden und alleinerziehend. Als die beiden sich nach Jahren wieder begegnen, kommen alte Gefühle hoch und neue werden geweckt – aber ob sich das Risiko lohnt?

              Während Nicolas Mathieu mich mit «Wie später ihre Kinder» und «Rose Royal» begeistert hatte, lässt mich «Connemara» etwas ratlos zurück. Es besteht aus der sich anbahnenden Affäre zwischen Hélène und Christophe sowie Rückblenden und Einblicke in ihrer beider Leben. Hélène arbeitet bei einer der wichtigsten Consultingfirmen des Landes, und während sie vorgibt, Management-Sprech zu verachten, wendet sie ihn selber doch sehr ausgiebig an. Christophe war einst Eishockeyspieler mit vielversprechender Zukunft, und auch hier müssen wir uns seitenweise Beschreibungen von Trainings und Spielen über uns ergehen lassen. Es ist einfach nur langweilig, das Thema des Klassenaufstiegs wird im Schema «sie hat hart gearbeitet und es geschafft, er hatte Pech» dargestellt und überhaupt nicht kritisch betrachtet.

              Und falls ihr nur für die sexy Szenen hier seid: tut es nicht, da vergeht einem alles …

            • Im zweiten Teil will es irgendwie auch nicht so recht vorwärtsgehen. Hélène und Christophe haben ihre Affäre gestartet, und dass sie seinen Sohn von der Schule abholt, wird sich vermutlich noch rächen. Ansonsten sind es ja vor allem Rückblenden. Das eingebildete Schwadronieren über Managementtheorie aus dem ersten Teil wird nun von langwierigen Beschreibungen von Eishockeymatches abgelöst. Beides interessiert mich leider nicht. Diese Kapitel wirken auch ein bisschen unbeholfen – der Autor muss die Information XY transportieren, es wird irgendwie reingebaut.

              Und die Sexszenen, uäh, sorry, unerotischer gehts wohl kaum …

              • Mir ist der Einstieg leicht gefallen. Ich lese gerne Bücher, die sich um das Thema Herkunft, Klasse und Aufstieg drehen, und Hélène ist offenbar genau so eine Figur – dabei aber maximal unsympathisch! Die teilweise seitenlangen Ausführungen über irgendwelche Umstrukturierungen in ihrem Management-Sprech, den sie selber eigentlich verabscheut – ja, das klingt in der Realität wirklich so, aber da hab ich abgehängt und bin weitergeflogen zur sich anbahnenden Affäre. Diesen Teil fand ich viel interessanter, es scheint ja eine gemeinsame Vergangenheit zu geben.

                @Demisam @MissJ Worauf sich der Titel beziehen könnte, habe ich mich auch gefragt. Connemara liegt in Galway – und ein oder zwei Mal sitzen die Figuren bei einem Bier in einem Pub namens Galway 😉 Höre gerade das Lied, ohje, das wird ein übler Ohrwurm …

                • RitaK hat auf diesen Beitrag geantwortet.
                • Fanny Sorry für die späte Antwort – mein Buch ist auch angekommen und ich werde gleich mit dem Lesen starten! 😊

                • CommunityAdmin So cool. Mir hat ihr erster Roman „Die Hochhausspringerin“ sehr gut gefallen, werde mir das neue Buch auf jeden Fall zu Gemüte führen 😉

                • gabsinjune Mir hat zuletzt Rebekka Endler - Das Patriarchat der Dinge richtig gut gefallen. Sehr spannend!