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Valsea

  • Beitritt 31. Dez 2020
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  • 279 Punkte
  • In den letzten Tagen habe nun auch ich das Buch zu Ende gelesen. Ich muss ehrlich gestehen, dass es mich ein ziemliches Stück Überwindung gekostet hat, da ich doch immer wieder aufhören wollte. Wäre es nicht für diese Leserunde gewesen, hätte ich es wohl weggelegt. So habe ich mich nun aber dennoch bis zum Schluss durchgekämpft.
    Und dennoch habe ich nicht ausnahmslos Kritik für das Buch übrig.
    Wie auch andere, habe ich mich sehr an den wiederholenden, schon inflationär verwendeten Lebensweisheiten gestört. Sie kamen bei mir je länger je mehr als Floskeln an und ich konnte sie nicht mehr ernst nehmen. Teilweise habe ich deswegen auch ganze Abschnitte übersprungen. Ich habe durch diese übertriebene Auflistung von Lebensweisheiten immer wieder schlicht den Bezug und die Teilnahme an der Geschichte verloren. Sie haben mich genervt und ich habe begonnen laut mit dem Buch zu schimpfen, weil ich es so abgehoben fand. In Situationen, in denen jeder andere Mensch völlig berechtigt emotional reagieren würde, sei dies nun traurig, wütend, schockiert oder fröhlich lachend, gerieten hier die Protagonisten immer wieder gleich auf eine Metaebene und haben sich völlig abgehoben mit diesen Küchenkalender würdigen Sprüchen hervorgetan. Oder es ist irgendein Wunder passiert, welches sie von ihren völlig natürlichen Reaktionen und Gefühlen abgebracht und vollkommen einsichtig hat werden lassen.
    Ich fand das vor allem auch daher so unheimlich schade, weil mich die Geschichte im Grunde sehr fasziniert hat. Das moralische Dilemma, um das sich die Geschichte dreht ist spannend und durch die Sichtweisen der verschiedenen Personen auch unterschiedlich beleuchtet. Wem wurde durch den Tausch der Babys überhaupt Schaden zugefügt? Inwiefern? Kann/Soll diese Tat vergeben werden?
    Mir gefällt auch, dass die Autorin weder Zeit noch Ort spezifisch nennt. Das gibt dem Ganzen so einen verallgemeinernden, umfassenderen Charakter und schenkt der „Magie“, die dieser Welt inne wohnt noch mehr Bedeutung (obschon es zwischendurch auch definitiv zu viel der Magie ist, z.B. die Geschehnisse in der Kapelle oder der Samen von Marlene – irgendwann ist dann auch gut).
    Der Plot ist interessant und birgt unheimlich viel Potential! Ich bin überzeugt, die Geschichte wäre mit einer passenderen Sprache um ein Vielfaches überzeugender!

    • Miracula Ich bin da ganz ähnlicher Meinung wie du Miracula. Das Buch packt mich und ich will wissen wie die Geschichte weitergeht! Und dennoch werde ich mit dem Schreibstil nicht besonders warm… Ich bin kein grosser Fan davon, wenn mir alle paar Sätze Lebensweisheiten nachgeworfen werden. Ich schätze subtilere Hinweise vielmehr.
      Während einige die Details loben, bin ich der Meinung, dass mir die Details eben gerade noch fehlen! Ich hoffe, dass wir im Laufe des Buches noch mehr in einzelne Szenen eintauchen dürfen, genauso wie es im Spital der Fall war. Auf diese Weise würde man das Handeln der Figuren direkt miterleben und mitbeurteilen können, statt deren Bedeutung einfach beschrieben zu bekommen.