Roads? Where we're going, we don't need roads.
Charlotte Walker, Tierärztin aus London, begibt sich auf eine Reise ans andere Ende der Welt, zur paradiesischen -und fiktiven - Insel Tuga, deren Kultur und Alltag so anders sind als in England. Die Menschen sind sich viel näher, es wird nicht geflucht, die Insel wirkt wie ein konservierter Ausschnitt aus einem vergangenen Jahrhundert. Charlottes Arbeit als Schildkrötenforscherin auf der Insel ist dabei zu Beginn rein zweckgebunden, vielmehr ist es eine Suche nach der eigenen Herkunft und eine Flucht aus dem Londoner Leben. Ein gelungener Beginn einer tuganischen Trilogie, die von diversen, sehr unterschiedlichen Charakteren geprägt wird. Die vielen verschiedenen Personen können insbesondere zu Beginn verwirrend wirken, ein Personenregister zu Beginn des Buchs schafft hier Abhilfe. Eine schöne Geschichte für alle, die von entfernten Regionen träumen und dem alltäglichen Leben entfliehen möchten.
Charmant gestaltet Juliane Pickel eine kleine Stadt in Deutschland, mit Café, Kino, Gelateria und Pizzeria, mit einem See und mit einem verlassenen Schwimmbad - Treffpunkt von Lou und Sonny, beste Freundinnen und sich gegenseitig perfekt ergänzend. Es ist heiss. So richtig heiss. Und in der Sommerhitze spielen die Gefühle verrückt. Liebe, Wut, Freundschaft, Eifersucht, Rache, ein riesiges Sammelsurium an Emotionen überwältigt die beiden Jugendlichen und zusammen mit der Hitze führt das zu einer unaufhaltsamen Dynamik. Das Buch liest sich sehr schnell, kurze, prägnante Kapitel helfen dabei. Eignet sich nicht nur für Jugendliche, sondern lässt sich auch gut als erwachsene Person lesen!
Karin Seemayer lädt ein, 150 Jahre in die Vergangenheit zu reisen und den Bau des ersten Tunnel durch das Gotthardmassiv mitzuerleben: Im Fokus steht das kleine Dorf Göschenen, das sich durch die externen Einflüsse während des Tunnelbaus selbst stark wandelt, das grösser wird, das neue Arbeitsstellen eröffnet und alte Berufe verändert. Wir erleben die Geschichte von Helene Herger, Tochter eines lokalen Fuhrmanns, die sich ausgerechnet in einen italienischen Mineur verliebt - Spannungen innerhalb der Gemeinde sind garantiert. Die Autorin spielt sehr raffiniert mit Realität und Fiktion, historisch belegte Personen tauchen auf, der Bau des Tunnels wird grösstenteils wahrheitsgetreu wiedergegeben. Der Roman selbst handelt aber nicht nur vom Tunnelbau selbst, sondern zeigt auch einen Querschnitt durch die damalige Gesellschaft auf, geprägt von Fremdenhass, Angst vor Innovation, Einfallsreichtum, Krankheiten - und auch das damalige Familienbild spielt eine grosse Rolle, sei es sowohl innerhalb der Familie selbst, als auch das Wirken der Familie auf andere. Das Buch behandelt ein wichtiges Kapitel der Schweizer Geschichte, dessen Auswirkungen auf die heutige Schweiz immer noch prägend sind. Ein schön geschriebener Roman (mit Liebesgeschichte), der aber vor allem auch durch die historischen Aspekte und die Landschaftsbeschreibung punkten kann