S
SarahJuliane

  • 19. Mai 2024
  • Beitritt 3. Okt 2022
  • 0 Gefolgte Mitglieder0 Mitglieder folgen mir
  • Profil

  • 4249 Punkte
  • Die Kurzgeschichten von Agatha Christie, die in diesem wunderschönen Werk zusammengefasst werden, sind abwechslungsreich und bieten eine herrliche Einstimmung auf die Weihnachtszeit. Religiöse Geschichten, die zum Nachdenken anregen und die biblischen Geschichten aus anderen Perspektiven zeigen, wechseln sich mit spannenden Krimis ab. Die unterschiedlichen Längen der Kapitel machen es einfach, das Buch in der oft turbulenten Weihnachtszeit, auch mal wieder auf die Seite zu legen und es dann wieder aufzunehmen, wenn es gerade passt.

    Besonders gut hat mir gefallen, dass auch die Kriminalgeschichten und die einzelnen Charaktere darin, viel Stoff für Diskussionen bieten.

    Am meisten möchte ich folgende Kurzgeschichten empfehlen:

    • In der Abendkühle

    • Die Fahrt auf der Themse

    • Der Traum vom Glück

    • Die Ankunft des Mr Quin


      Viel Spass beim Lesen.

  • In dem Roman “Warrior Girl Unearthed” geht es um den Zwilling Perry Firekeeper-Birch, die anders als ihre Schwester, kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie ist eine wunderbare Figur, die sich im Laufe des Buches wandelt und sich dennoch treu bleibt. Dieser Charaktereigenschaft bringt sie dazu, den aktuellen Vorfällen in ihrem Stamm nachzugehen. Immer wieder verschwinden Frauen, es gibt Totengräber und Gegenstände der indigenen Bevölkerungen werden zwischen Institutionen herumgereicht wie heisse Kartoffeln.

    Das Buch ist wie schon der erste Teil sehr gut recherchiert, die Thematik wichtig und definitiv Material für einen spannenden Roman.

    Obwohl viel kürzer als sein erster Teil, zieht sich die gesamte Geschichte, vor allem im Mittelteil, in die Länge, so dass ich es nicht so gut geniessen konnte. Grund dafür könnte sein, dass die Autorin das Buch in einer erheblich kürzeren Zeit verfasst halt, als noch der erste Teil.

    Auch wenn immer wieder von erstem und zweitem Teil die Rede ist, die Bücher können gut unabhängig voneinander gelesen werden. Ich persönlich würde aber “Firekeeper’s Daughter” empfehlen. Vor allem, wenn man sich für die indigene Bevölkerung in den USA und in Canada interessiert, bekommt man einen sagenhaften Einblick in das Leben, die politischen Kämpfe, Problematiken und die Sprache.

    Viel Freude beim Lesen.

  • Fanny

    Hallo zusammen

    Ich wünsche euch frohe Weihnachten. Was für ein schönes Cover und herrliche Kurzgeschichten.

    Am meisten hat mich die Fahrt auf der Themse zum Nachdenken angeregt. Was es wohl mit dem Ende auf sich hat? Die Betrachtungen durch das Kaleidoskop hat mir gut gefallen. Es hilft Dinge mal von einer anderen Perspektive zu betrachten, einfach ein bisschen drehen…

    Auch die Pralinenschachtel und die Tragödien sind tolle Geschichten. Mehr als nur ein Krimi: Man soll sich nicht immer mit der einfachsten und naheliegendsten Lösung zufrieden geben. Das habe ich daraus mitgenommen.

    Mir gefallen auch die biblischen Geschichten. Auch hier jeweils die Sicht einer anderen Person/eines Tieres - toll.

    Viel Freude beim Lesen. Bin gespannt, was ihr noch zu schreiben habt und welche Passagen euch am meisten zum Nachdenken anregen.

  • Kathrin1014

    Liebe Warrior Girl Leserunde

    Ich bin diese Woche etwas langsam gewesen beim Lesen, aber nun endlich mit dabei.

    Ich möchte mich gerne mal zu dieser Leserunde äussern, ich finde es total schön, dass nicht nur einzelne Meinungen nebeneinander stehen, sondern auf die verschiedenen Beiträge reagiert wird und Diskussionen entstehen. Danke dafür.

    Ich möchte auch nicht nochmal alles wiederholen. Das Cover gefällt mir extrem gut, aber ich frage mich, wie stereotypisch oder auch authentisch es wirklich ist? Denn das Buch ist unglaublich gut recherchiert und man spürt viel der Schönheiten, aber auch der Probleme. Ob das Cover nur ein Verkaufsargument ist.

    Ich kann Perry gar nicht besser zusammenfassen als Ninfa das gemacht hat: Ecken und Kanten. Ich finde, es gibt kaum langweiligeres als diese nahezu perfekten Hauptcharaktere: schön, schlau und von allen geliebt. Perry eckt an, sie hat Fehler und trifft Entscheidungen, die ich nicht so getroffen hätte und das macht das Lesen für mich aus: Horizont erweitern, anecken, nachvollziehen, lernen 🙂

    Ferienjob: Ich habe mit 15 angefangen in einer Bäckerei zu arbeiten (als Ferienjob), darauf wurde ein Nebenjob und ich habe erst 12 Jahre später gekündigt als ich für den Hauptberuf weggezogen bin. Meine Motivation war auch das erste eigene Geld zu verdienen, aber daraus ist so viel mehr geworden, eigentlich habe ich noch einen zweiten Beruf gelernt.

    Ich freu mich schon auf die Besprechungen am Freitag.

    Liebe Grüsse

    Sarah

    • Kathrin1014

      Liebe Kathrin, liebe Leserunde

      Danke für das Exemplar, das ich heute aus meinem Briefkasten gefischt habe. Ich liebe das Kunstwerk auf dem Cocer. Habe mir am Wochenende Firekeeper‘s Daughter gekauft, schaffe es aber bis morgen nicht. Jetzt lese ich halt zwei parallel (oder auch etwas mehr).

      Meine Motivation: ich bin ebenfalls Lehrerin für Sprachen und freue mich auf neue Buchtipps für die Jugendlichen. Aber ich freue mich immer wieder etwas zu lesen, das vom BookCircle ausgewählt wird und nicht von mir selbst. Wenn es dann noch in einer Leserunde diskutiert wird, umso besser.

      Danke, dass ich nochmal ein Exemplar lesen darf. Freue mich auf die nächsten drei Wochen mit euch.

      Liebe Grüsse

      Sarah

    • Fanny

      Mein Lieblingstitel ist dieses Jahr ein ganz kurzes Jugendbuch und zudem noch ein Theaterstück. Es heisst „Das Herz eines Boxers“ und ist von Lutz Hübner.

    • Fanny

      Ich würde gerne „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus lesen. Sie war letztes Jahr beim Cheltenham Literature Festival, konnte aber leider nicht hin, weil zeitgleich eine andere Lesung stattgefunden hatte. Ich begegne dem Buch seither immer wieder und sowohl Titel als auch Cover stechen mir immer wieder ins Auge. Das bedeutet sicher etwas.

    • Ich hatte das Glück das Buch zweimal lesen zu dürfen. Einmal während des Studiums und nun ein zweites Mal in der Leserunde. Vorab: es lohnt sich ein Buch, das man nicht mag, Jahre später nochmals zu lesen.

      Virginia Woolfs Mrs. Dalloway ist ein englischer Roman aus der Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs. Das Thema ist die Gesellschaft dieser Zeit mit all ihren Veränderungen, die ein Krieg mit sich gebracht hat, den Menschen, den Gepflogenheiten und dem Zeitgeist. Einerseits scheint nichts mehr an den Krieg zu erinnern, London wird als reiche und schöne Stadt skizziert und andererseits finden wir Figuren wie Septimus Warren Smith wieder, die uns die Folgen des Krieges brutal vor Augen führen.

      Der Roman ist deswegen ein Klassiker, weil er einen nie dagewesenen Schreibstil besitzt, der die Leserschaft scheidet. Im Zentrum steht der “stream of consciousness”, der sogenannte Bewusstseinsstrom. Das sind innere Monologe der einzelnen Charaktere, die nahtlos ineinander übergehen. So wird eine Szene aus verschiedenen Perspektiven dargestellt und wir erfahren, was die Personen übereinander denken: “Soll ich es ihr sagen, dachte er, oder nicht? Aber sie ist zu kalt, dachte er; wie sie da näht; mit ihrer Schere; (…) Was für eine sonderbare Angewohnheit das war, dachte Clarissa; dauernd mit einem Messer zu spielen.” Dabei entsteht eine gewisse Komik. Manchmal sind die Übergänge aber so ineinander verflochten, dass die Szenen verwirrend scheinen. Es braucht sicherlich Zeit, sich an den neuartigen Schreibstil zu gewöhnen, aber es lohnt sich.

      Dem Schreibstil geschuldet sind daher die Gefühle der Charaktere, nicht die eigentliche Handlung, im Mittelpunkt der Geschichte: Beschrieben wird ein einziger Tag im Leben der Clarissa Dalloway, dessen Höhepunkt der Besuch eines alten Bekannten am Vormittag und eine Party am frühen Abend ist. Letzterer wird aber durch eine trübe Nachricht gestört.

      Ich kann nachvollziehen, dass das Buch die Menschen vereint, die es lieben und eben nicht lieben, gerade das macht es zu einem Werk, das man gelesen haben sollte. Viel Freude dabei.

    • Fanny

      Ich habe Mrs Dalloway vor Jahren bereits im Studium gelesen und fand das Buch schrecklich, um so mehr habe ich mich darüber gefreut es nun Jahre später nochmals zu lesen, ganz freiwillig und in Übersetzung.

      Das Cover gefällt mir viel besser als auf zahlreichen anderen Ausgaben. Dass die Dame in blau auch ein Spiegelbild hat, lässt auf den Inhalt schliessen. Ihre gedankenvolle Pose könnte den Stream of Consciousness darstellen.

      Den Schreibstil finde ich super, ergänzen möchte ich noch, dass dieser auch zur Handlung passt und die Gefühlsregungen aller Personen einschliesst. Toll hat man das in der Szene gesehen, in der Peter Walsh zu ihr zu Besuch kommt:

      Soll ich es ihr sagen, dachte er, oder nicht? … Aber sie ist zu kalt, dachte er; wie sie da näht; mit ihrer Schere;

      Was für eine sonderbare Angewohnheit das war, dachte Clarissa; dauernd mit einem Messer zu spielen.

      Ein bisschen habe ich mich gefühlt, wie in einem Theaterstück. Die Komik ist herrlich.

      Die Charaktere im Buch sind liebevoll beschrieben und spiegeln den Zeitgeist der Nachkriegsjahre wieder. Einerseits scheint nichts mehr an den Krieg zu erinnern, London wird als reiche und schöne Stadt skizziert und andererseits finden wir Figuren wie Septimus Warren Smith wieder, die uns die Folgen des Krieges vor Augen führen.

      Ich finde es einfach spannend wie sich die Bedeutungen von Geschichten verändern, wenn man sie zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben liest. Das motiviert mich, nach Mrs Dalloway weitere Bücher aus dem Regal zu ziehen, die ich mal gelesen und nicht für lesenswert erachtet hatte.

      Ich wünsche euch weiterhin eine gute Lektüre.

    • In dem Buch «Tausche zwei Hitler gegen Marilyn» von Adam Andrusier geht es um einen Jugendlichen, der eine Leidenschaft fürs Sammeln von Autogrammkarten entdeckt. Das Sammeln ist aber auch das Einzige, was ihn mit seinem Vater verbindet. Dieser belästigt seine Familie ständig mit seinen alten Bildern von Synagogen. «Schon wieder die Nazis?», frägt seine Mutter, wenn der Vater wieder mal eine neue Postkarte mit nach Hause bringt.

      Der Vater ist meines Erachtens nach, die spannendste, wenn auch seltsamste Figur zugleich. Er ist derjenige, der immer wieder für komische und ironische Situationen sorgt, gleichzeitig aber auch Anlass dazu gibt, die Augen zu verdrehen. Etwas schockierend musste ich später erfahren, dass das Buch eine Autobiographie ist, die Beziehung zum Vater bis zuletzt aber immer aufrecht erhalten blieb. Ich selbst kann mich nicht mit dem Sammeln identifizieren, aber es hat das Buch logisch gegliedert und Adam (vielleicht) mit seinem Vater verbunden.

      Das Buch ist einfach zu lesen, klar strukturiert und in einem nüchternen Schreibstil verfasst. So wirkten die ironischen Situationen noch komischer. Man sollte nicht erwarten, dass der Roman einen zum Lachen bringt, es ist vielmehr ein derber Humor, der einen schmunzeln lässt.

      Ich möchte das Buch empfehlen, wenn man nach einer wahren Geschichte sucht, die durch und durch mit ironischem Humor gespickt ist.

    • Fanny

      Liebe Fanny

      Zum dritten Teil hatte ich mich bereits geäussert, mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen.

      Ich bin Montag live dabei und freue mich sehr darauf, was der Autor über das Buch erzählt. Bei Lesungen dabei zu sein und Autoren kennenzulernen, hat das Lesen für mich positiv verändert. Daher bin ich sehr gespannt, ob das online und schriftlich den gleichen Effekt hat.

      Questions for the author:

      • Which aspects of your book are autobiographic and which ones are fiction?
      • What’s your relationship like with your father/mother/sister today? Was your mum as happy about the book as your dad?
      • Have you kept any of the autographs? Which autograph(s) are you most proud of?
      • Is there still one that you‘d like to get?
      • How do you feel about people collecting things like you used to do?
      • Have you started collecting anything new since you are not dealing with autographs anymore?
      • What do you do for a living instead of autographs?
      • Is music still important to you? Do you regret not having pursued a career in music?
      • Do you plan on writing another book?

      Ich denke bis Montag kommen mir im bestimmt noch mehr Fragen in den Sinn.

      Wünsche euch ein schönes Wochenende.

      Liebe Grüsse

      Sarah

      • Fanny

        Liebe Leserunde

        Mir hat das Buch sehr gefallen. Mich würde interessieren, was für einige “Tiefe” eigentlich bedeutet. Adam ist eben Adam und ich finde das authentisch. Sein Charakter und sein Erzählstil passen für mich wahnsinnig gut zusammen, große Gefühlsoffenbarungen sind natürlich spannend, aber er gibt sie uns nicht preis, das hat doch sicherlich biographisch auch seine Gründe, vielleicht müssen wir als Leser etwas mehr in die Tiefe gehen und nach Beweggründen suchen.

        Die Abkopplung vom Elternhaus fand ich noch spannend, blieb Adam doch bis zum Schluss durch ein Sammelsyndrom mit dem Vater verbunden. Erst auf den letzten Seite erfahren wir, dass er es doch geschafft hat, sich endgültig zu trennen.

        Interessant finde ich auch, dass er die Beziehung zum Vater trotz all der Kritik nie abbricht. Auch die Beziehung zu seiner Mutter verändert sich, ich habe mir vor allem nochmal verinnerlicht, dass wir nicht für die Rettung anderer Menschen verantwortlich sind, so sehr sie uns auch Leid tut.

        Um auf deine Fragen einzugehen, Fanny.

        Ich kann die Sammelleidenschaft noch nicht so gut nachvollziehen, vor allem wenn es um Unterschriften geht. Aber das macht es für mich eigentlich umso spannender.

        Mir ist vor allem aufgefallen, dass es immer recht schnell abgehakt war, wenn er ein Autogramm nicht bekommen hat. Das hat dem Sammeln auch kein Ende bereitet.

        Mir ging es mit der Familiengeschichte ähnlich. Aber spannender fand ich als Leser dennoch den Vater, eben gerade weil man ihn so gar nicht als Identifikationsfigur benutzen kann. Dass jemand so unverschämt selbstverliebt und eigenwillig sein kann, hat mich immer wieder staunen lassen. Trotzdem habe ich Adams Selbstberherrschung bewundert.

        ich möchte das Buch gerne weiterempfehlen, aber gerne einem Publikum, von dem ich weiss, dass es gerne etwas aussergewöhnliches liest.

        Ich freue mich sehr weitere kritische Stimmen und Kommentare von euch zu lesen.

      • Mir gefällt der zweite Teil nach wie vor, kann aber eure Kritik gut nachvollziehen. Wie geht es den anderen mit den Autogrammen?

        Ich finde sie stellen einen roten Faden dar, für das Buch, aber auch für sein Leben, macht er doch im zweiten Teil einige Veränderungen mit, aber die Autogramme bleiben ein Teil von ihm. Ist das vielleicht ein letzter seidener Faden, der ihn mit seiner Familie/mit seinem Vater verbindet?

        Der Humor ist wirklich sehr eigen, aber ich finde es passt wahnsinnig gut in das Leben von Adam. Vieles, das ihm passiert erinnert an die schlechten Witze, die sein Vater immer wieder erzählt. Ich denke an diese ausführliche Beschreibung des Urlaubs mit Rachel und seine Nacherzählung davon wie sie sich getrennt hat und dann in einem Satz, dass sie einen anderen hat. Obwohl für Adam schlimm, musste ich hier ein wenig Grinsen… und das geht mir in diesem Buch öfter so.

        Ich bin schon auf eure weiteren Kommentare gespannt und auf den Rest des Buches.

      • Fanny

        Liebe Gesprächsrunde

        Danke für die vielen Eindrücke bisher, ich möchte auch gar nicht nochmal alles wiederholen, ich teile die Erfahrung der meisten und geniesse den Roman sehr.

        Ich persönlich kann die Faszination für das Sammeln nicht nachvollziehen, aber genau deswegen finde das Buch so spannend. Der Vater sammelt aufgrund seiner Biographie, was ich sehr interessant finde.

        Auch mir ist wie ELINES gleich aufgefallen, dass sich Adam einerseits von seinem Vater abgrenzt und distanziert, gleichzeitig ebenfalls das Sammeln beginnt. Ich frage mich wie sehr sich die beiden noch annähern.

        Aber das trägt zur Komik der Szenen ja nur noch bei. Herrlich.

        freu mich schon auf die kommende Lesewoche.

      • Fanny

        Liebe Fanny, liebe Leserunde,

        freue mich ebenfalls sehr nochmal in der Leserunde mitmachen zu dürfen und bin schon sehr gespannt, was das neue Buch mit dem sehr spannenden Titel für uns bereit hält. Danke für das Exemplar, das ich bereits erhalten und “erkundet” habe.

        Freu mich auf den Lesestart morgen und die ersten Eindrücke ab Freitag.

        Grüsse von Sarah

      • Der Roman «Das Gesetz der Natur» von Solomonica de Winter ist eine Utopie aus dem Jahr 2022.

        Der Klappentext hat mich sofort angesprochen. Es geht um Gaia Marinos, die abgeschieden im Wald nach dem Gesetz der Natur lebt. Dieses ist nach einem grossen Unglück entstanden, das die Menschheit fast vollständig ausgerottet hat. Gaia ist eine der wenigen Menschen, die lesen kann und wird auf eine Mission gesendet, die Bücher der alten Welt zu suchen.

        Zu Beginn des Romans lebt Gaia zusammen mit dem Lehrer und dem Krieger im Wald. Ihre Beziehung ist nicht immer familiär, ihr Leben einfach. Die Gesellschaftsstrukturen «Neuamerikas», in der der Roman gebettet ist, könnte man als rückschrittig und autoritär beschreiben. Es gibt einen Herrscher und einige wenige Weise, die lesen können (dürfen). Die Menschen wissen nicht, was vor dem grossen Unglück genau war. Wie die Menschen im Buch, bleibt auch der Leser lange Zeit darüber im Dunkeln, was eigentlich genau passiert ist und was es mit den Büchern der alten Welt auf sich hat.   

        Die Idee, dass sich unsere Gesellschaft zukünftig nicht moderner entwickelt, halte ich für eine interessante Idee, die im Roman durch den einfachen Schreibstil, kurze Kapitel und der Namensgebung der Charaktere (Leser, Herrscher, Sohn, etc.) unterstrichen wird.

        Die Mission wird aber im zentralen Teil des Romans aus den Augen verloren. Es geht viel mehr darum, wie Gaia in einem blutrünstigen Krieg, für sich die Fragen nach Gut und Böse, nach der eigenen Existenz und der Beziehung zu ihrem Sohn, beantwortet.

        Das Ende des Buches ist nicht unbedingt vorhersehbar, wohl aber enttäuschend und einige Fragen, die ich mir zu Beginn und im Verlaufe des Romans gestellt habe, bleiben unbeantwortet.

        Abschliessend lässt sich sagen, dass die Idee des Romans mit der rückschrittlichen Gesellschaft in der Zukunft eine interessante ist. Der Hauptteil des Romans ist für mich persönlich aber zu sehr in die Länge gezogen und die eigentliche Mission, nämlich das Finden der alten Bücher, gerät bis zum Schluss zu stark in den Hintergrund.

      • «Jemandem zuzunicken, dem man häufiger begegnet, oder ihm oder ihr – in extremis – kurz zuzulächeln oder angesichts einer Lautsprecherdurchsage des Zugführers entnervt die Augen zu verdrehen, ist statthaft, aber ansprechen tut man ihn oder sie unter gar keinen Umständen.»

        Laut Iona ist dies eine «eherne Pendlerregel, die jeder kennt». Diese zu durchbrechen, bringt die sechs Protagonisten dieses Romans zueinander. Sie sind füreinander da, helfen sich gegenseitig und unterstützen sich in privaten und geschäftlichen Angelegenheiten. Durch die neuen Bekanntschaften werden die Geschichten der einzelnen Charaktere neu geschrieben. 

        Der Roman «Das Wunder von Bahnsteig 5» von Clare Pooley aus dem Jahr 2022 ist ein Wohlfühlroman, der sich eignet, wenn man eine einfache Lektüre für die Ferien, ein langes Wochenende oder, passend zum Roman, das Pendeln sucht. Die Protagonisten und deren Probleme geben den Lesern zahlreiche Möglichkeiten der Identifikation sowie Anregungen zum Nachdenken, zum Beispiel darüber, wie wir über Menschen urteilen, aber auch über uns selbst, dass wir Fehler begehen dürfen und deswegen nicht gleich ein schlechter Mensch sind und schliesslich, dass es wichtig ist, hin und wieder auf sich selbst und seine Bedürfnisse zu sehen, bevor man anderen hilft.

        Die Idee der Autorin, dass sich fremde Menschen im Zug ansprechen und zu Freunden werden, hat mich sofort angesprochen und neugierig gemacht. Dennoch schienen die einzelnen Geschichten der Charaktere etwas erzwungen und kitschig, ebenso einige der Konversationen, die nicht wirklich realistisch scheinen. Auch die Vielzahl an Ironie lässt den Roman künstlich wirken. Daher die Abzüge bei der Bewertung.

        Der Roman ist in der dritten Person geschrieben, in jedem Kapitel liegt der Fokus auf einer der sechs Protagonisten. Dies und die kurzen Kapitel machen es einerseits möglich leicht durch das Buch zu fliegen, es ist aber an der ein oder anderen Stelle etwas vorhersehbar.

        Ich persönlich habe die Geschichte genossen und ganz viel Positives für mich mitgenommen. Mir fallen spontan einige Menschen in meinem Leben ein, die das ebenfalls könnten. Wer nach einer einfachen und positiven Lektüre sucht, bei der man nicht viel denken muss, sondern einfach entspannen kann, darf hier zugreifen. Tiefgang oder einen ausgefallenen Schreibstil dürfen aber nicht erwartet werden. 

      • Fanny

        Für mich besteht das Wunder darin, dass jeder der Charaktere am Ende des Romans ein Happy End hat, dass durch die WUNDERvollen Begegnungen mit Menschen entsteht. Manchmal liegt es an uns Dinge zu ändern um glücklich zu sein, manchmal können es Dinge und Menschen in unserer Umgebung sein und manchmal eben auch ein Fremder/eine Fremde im Zug (Bus, Bahn, Bäcker… )

      • Moni59

        Liebe MitleserInnen

        Schön all eure Kommentare zum Buch zu lesen. Ich bin auch schon am Ende angelangt. Ich war im ersten Teil sehr kritisch, dann waren doch nicht alle Fortgänge so offensichtlich wie ich zu anfangs dachte, dennoch war das Ende dann doch wieder sehr vorhersehbar. Dass Davids Perspektive nicht erzählt wird, stört mich eigentlich nicht.

        Ich habe die einfache und entspannte Lektüre genossen und möchte für mich ganz viel positives rausnehmen, denn es ist ein sehr positives Buch:

        • Menschen nicht nach ihrem Äusseren urteilen (das scheint selbstverständlich und doch urteilen wir öfters vorschnell als wir denken). Ich denke es hilft immer wieder sich das erneut zuzureden: manche verstecken sich hinter einer Fassade, nicht alle reich aussehenden Menschen, berühmte Menschen, besonders nette/hübsche/soziale Menschen sind auch glücklich (wie wir alle über Piers/Kevin geurteilt haben).
        • Wir machen manchmal Dinge, die nicht richtig sind und das macht uns nicht gleich zu einem schlechten Menschen (wie Sanjay, der Iona unfairerweise ziemlich angeht).
        • Es kann so wertvoll sein das Gespräch mit Menschen zu suchen, die man nicht kennt (im Zug zum Beispiel 🙂 )
        • Es bringt nichts anderen immer nur helfen zu wollen und nicht selbst auch ein bisschen auf sich selbst zu schauen (Iona, Sanjay, Emmie). Ja, man wird gemocht, wenn man gut zu andere ist und seine Bedürfnisse zurückstellt (lieben wir Sanjay nicht alle?), aber man kann immer nur gut zu anderen sein, wenn es einem selbst auch gut geht.
        • Und und und 😉 vielleicht habt ihr noch was zu ergänzen…

        Ich freue mich weitere Kommentare und Meinungen von euch zu lesen.

        Liebe Grüsse

        SarahJuliane

      • Fanny

        Liebe Fanny

        Mein Lieblingsbuch 2022 war der Distelfink von Donna Tartt.

        Liebe Grüsse

        SarahJuliane