In der Erzählung “Der Geist am Berg” wird ein modernes Märchen präsentiert, das in der Heimatliteratur wurzelt ist. Im Mittelpunkt steht Stine, die mit ihrer Mutter und dem Knecht Severin in einer entlegenen Bergwelt lebt. Diese Welt ist geprägt von der rauen Natur, in der Ziegen von Steinen erschlagen werden und das Leben hart und unbarmherzig ist. Stine, die als Symbol der unverdorbenen Natur verstanden werden kann, wird durch äussere Umstände gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Im Tal angekommen, beginnt Stine als Barmaid zu arbeiten und begegnet Bruno, mit dem sie eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Doch Stines obsessive Leidenschaft führt zu einer Wendung, als sie Bruno in seine Heimat folgt. Diese Flucht aus ihrer gewohnten Umgebung führt sie nicht nur in die Zivilisation, sondern auch in eine Welt voller neuer Gefühle. Die Geschichte entfaltet sich zu einem dramatischen Showdown in den Alpen. Stine, die sich zwischen ihrer natürlichen Wildheit und der modernen Welt bewegt, wird zum Symbol für den Konflikt zwischen Zivilisation und Natur. Die Erzählung ist in einer klaren und spröden Sprache gehalten, die die Emotionen und die Intensität von Stines Rauheit einfängt. Gut gelingt Tim Krohn die Verbindung von archaischen und modernen Elementen in seiner Erzählung einzufangen. “Der Geist am Berg” belebt alte Mythen und präsentiert sie in neuem Gewand. Das Büchlein mit seinen 76, teilweise illustrierten Seiten, ist sehr schmal und ein kleines Betthupferl. Ein Kann, aber kein Muss für mich.