„Mein zu Hause ist die Literatur“
Zwei Halbstarke Jungs aus schwierigen Familienverhältnissen brechen aus ihrem Schulalltag aus, erleben ein Abenteuer miteinander , kommen mit dem Gesetz in Konflikte und lernen so auch was Freundschaft bedeuten kann, was es mit einem macht, wenn man sich auf jemanden einlässt den man vorher kaum kannte und mit dem man nie dachte solche verrückten Sachen zu erleben. Bis Seite 100 war ich mir unschlüssig, wo das alles hinführt und ob ich überhaupt weiterlesen möchte, jetzt bin ich froh darüber, dass ich das Buch nicht weggelegt habe. Euch allen frohe Festtage.
Olga Grjasnowa‘s Roman Juli August September befasst sich mit mehreren Thema der Identitätsfindung. Die Hauptperson sucht sich als Frau, sucht ihre jüdischen Wurzeln, sucht ihre Beziehung und eine Beziehung zu ihrer Tochter. Es ist der Autorin gelungen einen komplizierten Roman in unkomplizierter Sprache zu verfassen, der in viele verschiedene Themenbereiche eintaucht , jedoch viele dieser auch offen lässt.
Ich habe dieses Buch für den bookcircle lesen dürfen. Es ist eine halbe Recherche, ein halber Roman. Von selbst hätte ich das Buch wohl nicht ausgewählt und vllt sogar nach ein paar Seiten wieder weggelegt, wenn man es aber über das erste Drittel hinausschafft, ist es zunehmend spannend und reisst einen mit. Die Autorin, Hauptperson im Buch, ist auf der Suche des „Mörders“ Ihres Vaters, der bei einem Autounfall starb und lernt so auch die Identität ihres Vaters besser kennen. Der Weg ist umständlich und hat einige Sackgassen. Ich empfehle das Buch für alle Neugierigen, alle die sich gerne mal auf einen neuen Stil einlassen wollen und auch können. Man merkt das dies ein Herzensprojekt der Autorin ist, mit dem sie sich ihr ganzes Leben unterbewusst und dann auch für die Buchrecherche sehr intensiv auseinander gesetzt hat.
Alles in allem ist es ein düsteres Buch, aber auch ein hochinteressanter Einblick in eine Zeit, die noch gar nicht so lange her liegt. Auch kann man sich wieder ins Bewusstsein rufen, wie privilegiert wir doch sind einfach in einen Supermarkt gehen zu können und in den Korb zu laden, was uns gerade „gelustet“. Eins bleibt jedoch im Hinterkopf: wie gehen wir mit denen um, die neu in unsere Gemeinschaft kommen? Im Ort, im Dorf und in der Nachbarschaft. Das liegt auch in unseren Händen.