Ich bin hin- und hergerissen in meiner Meinung zu «Gespenster». Bücher dieser Art-nicht anspruchsvoll, schnell zu lesen, Geschichten, die zum Teil aus dem eigenen Alltag stammen könnten- mag ich eigentlich, einfach nicht en masse. Nach einem dicken Ken-Follett-Schmöcker darf es gerne mal ein Buch wie «Gespenster» sein. «Gespenster» erfüllt auch meine Erwartungen, bisher geht es runter wie eine romantische Komödie, hilft, den Kopf kurz einmal auf Pause zu setzen, und wenn man im Zug mal nur kurz zwei Seiten lesen kann, muss man abends trotzdem nicht wieder zurückblättern, um sich an den Inhalt zu erinnern.
Die Sprache ist ok, nicht plump, aber mir fehlen diese erhellenden Sätze, bei denen man das Buch gerne an sich drücken würde und denkt: «Dieser Satz! Genau so, du sprichst mir aus der Seele!». Nina als Protagonistin gefällt mir auch so mittelmässig. Sie ist schon sympathisch, man fühlt ihre Beklommenheit, wenn sie ihre Freundinnen trifft, von denen sie sich so entfernt fühlt, und ihre Liebe und ihre Angst, wenn sie mit ihrem Vater spricht. Was mir aber an Ninas bzw. Dolly Aldertons Erzählungen nicht gefällt, ist die vereinfachende Sicht auf Dinge, die Tendenz dazu, Gegebenheiten in eine Schublade zu kategorisieren (Mütter sind alle eher verkorkst und zu bemüht, während Lola für die typische verzweifelte Single-Frau in den 30ern steht). Die unterschwellige Negativität, die hin und wieder hervorscheint, wie zum Beispiel «Keiner von uns ist etwas Besonderes. Ich weiss nicht, warum wir uns so gegen diese Tatsache sträuben» finde ich interessant, es erinnert mich an das resignierte Seufzen, das alle Erwachsenen hin und wieder ausstossen.
AAlexandraV
- 28. Sept 2023
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