Das Buch von Reiser ist auch für Nicht-TheologInnen gut und verständlich lesbar. Anhand v.a. Plutarchs zeigt er auf, wie ‘Geschichtsschreibung’ in der Antike funktionierte, wie man Geschichte und GeschichteN schrieb - und eben auch, wie sie zu verstehen und einzuordnen sind. In diesen Kontext stellt er die Anfänge der vier Evangelien. Es wird klar, dass manches, das wir als ‘Fakten’ im rationalen Sinn unmöglich annehmen können und daher gerne ins Reich der Fitkion und der Märchen verbannen, auch damals nicht den Sinn von Fakten hatten, vielmehr sind es ‘Kolorierungen’ von Charakterzügen. Wer sich auf die Gedankengänge Reisers einlässt, entdeckt eine ‘vierte Dimension’ in den Texten: jene in die Tiefe und ins Dazwischen. - Der von Reiser gebotene Deutungshintergrund macht die Texte noch sprechender - und selbst wer die Bibeltexte schon gefühlte 100e Male gelesen und gehört hat, kann mit neuen Augen auf die alten Texte schauen, sie mit neuen Ohren hören und Ungelesenes/Unerhörtes darin (bzw. dazwischen!) entdecken!