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Eine tragische Geschichte über Yeong-Hye, eine junge, unauffällige Frau in einer koreanischen Stadt. Mit dem Verzicht auf Fleisch, vermutlich der ersten freien Entscheidung ihres Lebens, leitet sie einen tiefgreifenden Wandel ein. Denn die Ablehnung tierischer Produkte ist nur der Anfang eines radikalen Prozesses. Oder besser gesagt, eines unwiderruflichen Zustands, der ihre bereits existierende Isolation und innere Vernichtung sichtbar macht. Ihr Verhalten wird als Provokation aufgefasst.
Der Roman ist in drei Teile gegliedert und wird aus den Perspektiven des Ehemanns, des Schwagers und der Schwester erzählt. Nie aus Yeong-Hyes Sicht – es betont ihre Sprachlosigkeit. Wir erfahren viel darüber, was Yeong-Hye für diese Menschen war, beziehungsweise wofür sie sie gehalten und gebraucht hatten. Sie war eine perfekte Leinwand für die Projektionen fremder Bedürftigkeit.
Han Kang schildert fühlbar die wachsende Hilflosigkeit aus drei Perspektiven. Die Ohnmacht, die zu Gefühlen wie Wut und Aggression führt. Den gewalttätigen Vater eingeschlossen. In befremdenden Bildern zeigt Han Kang, wie die Aggressionen und Begehrlichkeiten brutal und zynisch ausagiert werden: körperliche und verbale Gewalt, sexualisierte Gewalt, Manipulation, Verstossen und brachiale medizinische Maßnahmen.
Der Druck bewirkt nichts oder das Gegenteil - die Frau bleibt stumm, ein rätselhaftes Objekt. Sie dissoziiert in ihre Pflanzenwelt und wird immer fleischloser. Sie scheint sich in einer surrealen Welt zu bewegen. Han Kang unterstreicht dies durch ihre poetische Sprache und einer mir unvertrauten Symbolik (vermutlich kulturbedingt), was das Fremde noch verstärkt.
Es ist eine eindeutige Leseempfehlung meinerseits – wer’s verträgt. Ist nicht ohne.