„Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ von Michiko Aoyama ist ein ruhiges und nachdenkliches Werk, das in fünf Geschichten den Weg und Umweg von fünf verschiedenen Menschen beleuchtet. Auf knapp 300 Seiten erzählt die Autorin von Individuen, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen und sich nicht sicher sind, wie und wohin es weitergehen soll. Der zentrale Punkt der Erzählung ist eine Bibliothekarin namens Frau Komachi, die den Menschen, die ihre Bibliothek aufsuchen, zuhört, ihnen Bücher empfiehlt und eine persönliche „Zugabe“ – ein kleines Filzobjekt – übergibt.
Die Bibliothekarin selbst sagt einmal: „Tatsächlich weiss ich ja nichts von meinen Besuchern, weshalb ich auch zunächst nichts von der Bedeutung anbiete. Jeder findet seinen eigenen Sinn in der “Zugabe”, und das gleiche gilt für die Bücher. Der Leser assoziiert das Geschriebene mit seinem eigenen Leben und zieht etwas sehr Persönliches aus der Lektüre, das vielleicht gar nichts mit der ursprünglichen Absicht des Autors zu tun hat.“ Dieses Zitat zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch, denn es geht um die subjektive Bedeutung von Literatur und wie jeder Leser eine Geschichte auf seine eigene Weise versteht.
Die Geschichten in „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ ähneln sich stark, obwohl die Menschen in den Erzählungen verschiedenen Alters, Geschlechts und Wesens sind. Sie alle befinden sich jedoch an einem ähnlichen Punkt in ihrem Leben, wo sie sich verloren oder orientierungslos fühlen. Durch die Empfehlungen der Bibliothekarin und ihre symbolische „Zugabe“ finden sie einen neuen Impuls, eine Perspektive, die ihnen hilft, ihren eigenen Weg zu finden. Die Geschichten sind beinahe wie kleine Selbsthilfebücher, die den Lesern zeigen, dass es immer Hoffnung und neue Möglichkeiten gibt, auch wenn das Leben sich chaotisch oder unklar anfühlt.
Der Erzählstil ist sanft und ruhig, was eine gewisse Melancholie in den Geschichten schafft. Man merkt, dass die Erzählungen vor allem darauf abzielen, zu beruhigen und dem Leser einen Moment der Besinnung zu schenken. Allerdings konnte ich mich nicht ganz mit der wiederholenden Struktur der Geschichten anfreunden. Obwohl jede Geschichte für sich genommen schön und einfühlsam ist, erschien mir die Ähnlichkeit der Schicksale etwas zu einförmig.
Trotz dieser Wiederholungen ist „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ ein schönes Buch für zwischendurch, das vor allem für Leser geeignet ist, die in ruhigen Momenten nach einer sanften Lektüre suchen, die ihre Gedanken anregen könnte. Besonders ansprechend sind die bildlichen Beschreibungen, die in der Vorstellungskraft des Lesers lebendige Szenen und Szenarien erschaffen.