“Nachtblaue Blumen” ist ein Buch, wie man es vorher wohl noch nicht gelesen hat. Es entführt einen in eine eigene Welt, die Welt der Salpêtrière - einer Pariser Nervenheilanstalt der 1890. Es zeichnet sich durch seinen eigenen Schreibstil aus, welcher zum einen sehr leicht zu lesen ist, auf der anderen Seite jedoch vieles offen lässt. Zu Beginn fiel es mir schwer einen Zugang zu finden und mir ein Bild von den Charakteren zu machen. Für mich war es keines der Bücher, dass ich nicht weglegen konnte oder nicht warten konnte, bis ich weiterlesen kann. Dafür fehlte mir der Boden, der mir in dieser aufgew¨ühlten Geschichte einen Anhaltspunkt gibt. Was wiederum für das Buch spricht, da es den Leser/die Leserin voll und ganz in das Gefühl dieser Zeit und dieser Nervenheilanstalt hineinzuziehen vermag. Ausserdem ist der Text mit poetischen Metaphern geschmückt, die man mehrmals lesen muss, da sie so schön sind.
Während ich beim Lesen nicht ganz sicher war, ob die Charaktere im Buch tatsächlich wahnsinnig sind oder die Nervenheilanstalt sie langsam wahnsinnig macht, schien ich selber den Verstand zu verlieren. Wie hatte ich das Gelesene einzuordnen? Was war wahr und was Fiktion? Nach Ende des Buchs hänge ich immer noch einigen Fragen und Gedanken nach…
Es wird ein wichtiges und grosses geschichtliches und auch feministisches Thema angsprochen. Und dies auf sehr ruhige und berührende Art ohne dabei zu urteilen.
Es ist imteressant zu sehen, wie man mehr als ein Jahrhundert später auf diese Situationen blickt und nicht verstehen kann, wie dieses Handeln damals als fachlich professionell und kompetent hatte durchgehen können. Ein Glück, dass wir uns stetig weiterentwickeln ;-)