Alexander Bojcan aka Kurt Krömer ist depressiv. Das erkennt er aber erst nach vielen Jahren Leidensweg. Was diese späte Diagnose für ihn bedeutet und wie sich die Krankheit auch auf sein Umfeld auswirkt, erzählt er in diesem kleinen, feinen und so wichtigen Buch.
Frisch von der Leber weg gibt er der Leserschaft Einblicke in sein Leben als depressiver Künstler in der Öffentlichkeit, als Vater von vier Kindern und als Mensch. Er nimmt uns mit in die Klinik, wo er mehrere Monate verbringt, um wieder Überhand über sein Leben zu bekommen und er beschreibt eine Reise voller Hochs und Tiefs. Tabufrei und gnadenlos ehrlich bekommt man eine Idee, was Depression sein kann und warum es nicht mit dem guten Rat “mal an die frische Luft zu gehen” getan ist.
Ich habe selber einen schwer depressiven Menschen in meinem ganz nahen persönlichen Umfeld und wir beide haben das Buch gelesen. Unsere Gespräche im Anschluss waren sehr konstruktiv für uns beide. Für die betroffene Person war es erleichternd, dass jemand in Worte gefasst hat, was ihr selbst bisher nur schwer gelungen war und sie so sah, dass sie nicht alleine ist. Und für mich war es eine sehr wertvolle Erfahrung, einmal mit anderen Augen einen Blick auf diese Krankheit zu werfen und zu verstehen, warum gewisse Reaktionen und Muster vielleicht sind, wie sie sind. Und für uns beide war es eine hervorragende Grundlage für mehr gegenseitiges Verständnis und Respekt vor der Situation des anderen.
Unbedingt lesen - auch wenn man nicht selber betroffen ist!