Für dieses Buch hat Sibylle Berg 2019 den Schweizer Buchpreis gewonnen – zu Recht. „GRM Brainfuck“ ist ein hartes Buch, eines, das weh tut. Die Sprache: ebenso brutal wie der Inhalt, Berg schleudert sie einem um die Ohren. Dass dahinter natürlich ein literarischer Rhythmus liegt, dass sie die Form nicht nur dem Inhalt unterwirft, sondern damit Kunst schafft, wird einem erst auf den zweiten oder dritten Blick klar. GRM richtet den Blick auf eine Gruppe von Jugendlichen in England, die am untersten Ende der sozialen Leiter stehen, Kinder arbeitsloser und gewalttätiger Eltern, die keine, wirklich gar keine Perspektive haben, die sogar von den für sie zuständigen Sozialarbeitern vergessen wurden.
Das Buch wirkt streckenweise dystopisch, allerdings hat Sibylle Berg ausschliesslich reele Ereignisse verwendet, allerdings von verschiedenen Orten. Dass sich Menschen Elektro-Chips unter die Haut pflanzen lassen, um ihre Türen zu öffnen (oder einzukaufen), dass es ein System von „Sozialpunkten“ gibt, die der Staat vergibt, und die einem Zugang zu Bildung oder medizinischer Betreuung verschaffen – all das gibt es auf der Welt, wenn auch nicht an ein und demselben Ort. Berg hat ein Gedankenspiel gewagt „was wäre, wenn das alles auf einmal auftritt, was passiert, wenn unsere Welt sich weiter in diese Richtung entwickelt, was geschieht mit uns Menschen?!“
Das Buch ist schonungslos, es tut weh, es wühlt auf, es vermiest einem garantiert die Stimmung, es stellt heraus, in welcher heile-Welt-Blase wir uns bewegen, wie privilegiert wir sind. Es ist in jedem Fall lesenswert, eigentlich müsste es Pflichtlektüre sein für den Wohlstands-Westen,