Hier einige Bemerkungen zu den Kapiteln 20-30:
James Moore könnte man als übertriebene Witzfigur abtun, wenn da nicht die letzte amerikanische Präsidentschaft wäre. Geschickterweise hat Follet, der selbst Mitte links steht, Pauline Green ebenfalls als Republikanerin (wie Moore) entworfen, was verhindert, dass das Buch zu einer Abrechnung zwischen Demokraten und Republikanern wird, was eine unnötige Verpolitisierung bedeutet hätte.
Was mich beeindruckt ist die Darstellung der Entwicklung der Krise: Zuerst die kleine Schiesserei an der N’Gueli-Brücke. Es folgt der Schlag des Général im Flüchtlingslager an der sudanesischen Grenze (die Waffen an der N’Gueli-Brücke stammten aus sudanesischen Beständen waren nordkoreanischer und chinesischer Herkunft). Es folgt der Anschlag der Chinesen auf das vietnamesische Ölsondierungsschiff (in Port Sudan wurden gut hundert Chinesen getötet und die Drohne war amerikanischer Herkunft). Die Amerikaner müssten sich nach diesem Schema wiederum für die Tötung zweier Amerikaner auf dem vietnamesischen Forschungsschiff rächen, das die Chinesen versenkt haben. Es ist aber die «weise» amerikanische Regierung, die auf eine weitere Eskalation verzichtet, da dies unweigerlich zu einem Atomvorfall führen würde. Von der alten chinesischen Militärgarde kann man eine solche Weisheit ja nicht erwarten. Es wird dann für die Beteiligten immer schwieriger, ohne Gesichtsverlust aus der Affäre auszusteigen und man bekommt das Gefühl, dass es reine Zufälligkeiten sein können, die zur nächsten Eskalationsstufe führen. Diese Entwicklung erinnert mich stark an die heutige Krise in der Ukraine, in der die russische Seite krampfhaft nach einer Rechtfertigung für einen militärischen Angriff auf die Ukraine sucht.
Was mich stört, sind die zahlreichen Nebenschauplätze wie das Attentat auf den Général, Paulines Privatleben oder der Aufstand in Nordkorea. Bei diesem kann ich die Chinesen gut verstehen, dass sie gegen eine Beseitigung der aktuellen nordkoreanischen Regierung sind, kann es aus amerikanischer Sicht jedoch nicht nachvollziehen.
Bei der grössten Nebengeschichte (Abdul, Kiah) habe ich Mühe mit dem Superheldentum. Die Geschichte ist zwar spannend, erinnert mich aber an das A-Team oder Karl May. Die Auslöschung des ISGS Dorfes al-Bustan und der Goldmine werden auch als unheimliche Heldentaten geschildert, obwohl die Amerikaner im Kampf gegen den IS (der ja wohl als Vorlage für den ISGS dient) nicht sehr erfolgreich waren. Es waren v.a. die irakischen Kurden, die die Drecksarbeit erledigen mussten, um anschliessend vom damaligen amerikannischen Präsidenten einen Tritt in den Hintern zu bekommen in der Form des Abzuges der amerikanischen Truppen, was die Kurden wiederum der Willkür der Türkei ausgeliefert hat. Verstehe es umso weniger als Ken Follet ja kein Amerikaner ist.