Wow, was für ein Krimi und was für ein unerwarteter Ausgang. Ich hätte nie gedacht, dass Gabriel Schuld am Tod von Joel ist. Ich hätte eher gedacht, dass Fanny beim “Unfall” ihre Hände im Spiel hatte, wobei ich mir einfach nicht erklären konnte, wie und warum sie Joel auf dem Moped auf den Möckelmossen geschleppt hätte. Ich bin auch überrascht, dass der Krimi nicht mit einem “klassischen” Mord endet und dass es wirklich ein Unfall war. Ich pflichte @Seerose und @Moxy bei, dass es schön zu wissen ist, dass Joel im Moment seines Todes mit sich im Reinen war.
Im Gegensatz zu @eskimo81 und @Melli verstehe ich Gabriel, wie er in der Situation gehandelt hat. Er war unter starkem Alkoholeinfluss, durch Rebeckas Klammerei in Panik (was, wenn sie seiner Frau die Wahrheit erzählt?) und durch Joels Auftauchen, seiner Verletzungen durch die Schlägerei und schlussendlich den Unfall mit dem Messer unter Schock. Wenn solch viele Ereignisse auf jemanden einprasseln, wer kann da noch einen klaren Gedanken fassen? Na klar, er hat ihn sofort ins Auto gepackt und wollte ihn ins Krankenhaus fahren. Aber als er bemerkt hatte, dass Joel nicht mehr bei Bewusstsein war, hatte er, vermutlich bereits am Rande eines Nervenzusammenbruchs, den schrecklichsten, unverzeihlichsten, dümmsten und schlimmsten Fehler begangen! Anstatt nach dem Puls zu fühlen, hatte er schlicht und einfach Joel aus dem Auto ausgeladen. @Moxy: so hart deine Ansicht zu Gabriel ist, etwas Wahres ist wirklich dran an deiner Aussage.
Rebecka steht für mich als Sinnbild für den Grossteil unserer Gesellschaft: sie ist enorm frustriert und abgestumpft. Anstatt ihr Leben endlich mal auf die Reihe zu kriegen und die positiven Aspekte in ihrem Leben schätzen zu lernen (z.B. das finanziell sichere Nest, dass ihr Petri bietet), hat sie sich vor dem Tod von Joel Ablenkung im Aussen gesucht (Alkohol, Affäre, vielleicht sogar Netflix, wenn die Kids im Bett waren), anstatt auf den Ruf des Lebens bzw. ihre innere Stimme zu hören. Zum Zeitpunkt von Joels Tod war sie so extrem mit der ganzen negativen Energie, die der Körper aus ihr herausgespült hat (Erbrechen auf Toilette) beschäftigt, dass sie nicht einmal mitbekommen hat, was vor der Haustüre passiert ist. Der tragische Schicksalsschlag lässt sie in diesem Buch noch in der Opferhaltung verharren - vielleicht erfahren wir in Band 2, ob sie endlich aus ihrem Dämmerzustand erwacht und ihr Leben umkrempelt. Mir scheint, dass auch die Geschichte zwischen Hanna und ihr noch nicht abgeschlossen ist.
Bezüglich @Fanny (sorry, nicht unsere, sondern die andere 😉) frage ich mich, genau wie @Oh_ein_buch, wo sie gesteckt hat. Schade, dass es dazu im Nachhinein keine Randnotiz gab…
Ich bin sehr gespannt, welche Entwicklung Hanna in Band 2 und 3 machen wird. Sie ist auf einem guten Weg und es wird sicherlich sehr spannend! Ich kann mir noch nicht ganz vorstellen, was genau Oves Rolle in Hannas Vergangenheit spielen wird, aber ich stimme @Moxy zu, dass Erik, obwohl er für mich immer noch sehr tollpatschig wirkt, Hanna eine grosse Unterstützung sein wird, ihre Vergangenheit aufzuklären.
Zum Thema “Transgender” muss ich ehrlich gestehen, dass ich zu wenig informiert bin und darum keine Meinung dazu habe, ob das Aufgreifen dieses Themas im Krimi gut oder weniger gut ist.
Den Titel “Nachtsänger” finde ich okay, denn er bezieht sich auf die Nachtigall, welche für Hanna und Joel eine bedeutende Rolle spielt. “Der Gesang der Nachtigall” würde mir als Titel schon ein bisschen besser gefallen, aber es gibt bereits ein Buch mit diesem Titel. @JujuMa: ich finde deine Beschreibung zur Nachtigall so passend und schön geschrieben - Kompliment zu dieser stimmungsvollen Wortwahl.
Diese Leserunde hat mir echt Spass gemacht. Ein spannendes und fesselndes Buch und eine sehr aktive und motivierte Community. Das Lesen eurer Feedbacks hat mir riesigen Spass gemacht! Vielen herzlichen Dank an alle Teilnehmer.
Falls für Band 2 und 3 eine weitere Leserunde geplant ist, bin ich sehr gerne dabei…