Immer ein Buch vor der Nase :-), am besten mit einer Tasse Tee!
Eine schillernde Familien- und Liebesgeschichte! Orietta entstammt einer Glasbläserfamilie auf der Insel Murano. Sie stellt die damaligen Rollenbilder in Frage und geht ihren eigenen Weg. Ende des 19. Jahrhunderts in Italien nicht so einfach als Zwanzigjährige. Der Roman ist einfach zu lesen und überzeugt mit vielen Details und Beschreibungen. Manchmal war es wie in einem Film. Die Geschichte würde einen guten Filmstoff abgeben. Bisweilen waren mir jedoch einzelne Szenen zu ausführlich und etwas langatmig ausgeführt, daher nur 3 Herzen in meiner Bewertung. Eine Fortsetzung würde ich trotzdem lesen.
Ida reist auf die Ostseeinsel Rügen, aus einer verzweifelten Situation heraus. Wie ihre Schwester Tilda im Buch «22 Bahnen» hat sie eine spezielle Verbindung zum Wasser bzw. zum Meer. Täglich kämpft sie sich durch die Wellen, geht erbarmungslos an ihre Grenzen, bis sie zusammenbricht. Zum Glück sind da Menschen, die sie einfach so aufnehmen, sie aufpäppeln und ihr ein Zuhause - auf Zeit - bieten. Doch kann Ida dieses Geschenk annehmen? Die komplizierte Gefühlswelt von Ida kommt mir als Lesende sehr nahe durch eine knappe und unverstellte Sprache. Die Gefühle Idas wie Schmerz, Trauer, Wut bis zum Genuss von besonderen Momenten sind von einer Präsenz, die berührt und bisweilen verstört. Die Geschichte zieht in den Bann und lässt am Ende auf eine Fortsetzung hoffen.
Fantasy-Romane sind für mich unbekannte Welten. Das war meine erste Fantasy-Geschichte seit langem. Vielleicht hatte ich daher Mühe in die Story reinzukommen. Am Anfang habe ich erst einmal nach einem Glossar und einer Karte gesucht, leider vergebens. Die Geschichte von Elise und Legion ist eine Variante von «Die Schöne und das Biest», so weit, so gut. Doch die Sprache ist mir zu plakativ und die Typen ziemlich stereotyp. Das war ein interessanter Ausflug in die düstere Fae-Fantasy-Saga, aber ich werde die Geschichte von Elise und Legion nicht weiterverfolgen.
Die Geschichte über die Pilotin Marian Graves steht im Fokus dieses gewaltigen Epos. Sie hat einen grossen Traum und möchte Pilotin werden, seit sie 1927 mit 12 Jahren die Flying Brayfogles, Kunstflieger in Missoula, gesehen hat. Um ihren Traum erfüllen zu können, nimmt Marian jede Anstrengung in Kauf und begibt sich in Abhängigkeiten, aus denen sie sich jeweils nur schwer befreien kann. Mal aus der Nähe und mal aus der Distanz beobachte ich als Lesende den Weg von Marian auf der Suche nach sich selbst. Denn die Autorin beschränkt sich nicht auf eine Handlungsebene, sondern lässt verschiedenen Nebenfiguren Raum, die mehr oder weniger den Weg von Marian begleiten, beeinflussen oder unterstützen. Eine weitere Handlungsebene spielt in der Gegenwart. Hadley Baxter ist eine sehr erfolgreiche Hollywood-Schauspielerin, die sich in einer Krise befindet. Auch sie ist auf der Suche nach sich selbst. Sie wird Marian Graves in einem Spielfilm darstellen. Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Ich gebe jedoch nur vier Sterne, weil mir bisweilen eine gewisse Stringenz gefehlt hat. Die Autorin Maggie Shipstead schildet zahlreiche Nebenschauplätze mit viel Liebe zum Detail und streut zum Beispiel historische Informationen über die Fliegerei ein. Sie nimmt Erzählstänge nach langen Unterbrechungen wieder auf und verbindet nicht nur in ihrer Geschichte Südpol und Nordpol miteinander, sondern auch viele Personen und Orte. Da brauchte ich beim Lesen Ausdauer und Konzentration, um die verschiedenen Geschichten nicht durcheinander zu bringen. Manchmal habe ich mir gewünscht, dass die Autorin ohne zusätzliche Erzählkreise einfach nur bei der Figur Marian Graves geblieben wäre.
Der Titel hat mich gleich angesprochen, ich war gespannt, was sich dahinter verbergen wird. Nach 100 Seiten löste sich diese Frage, ansonsten bleiben viele Fragen offen. Es gibt zahlreiche Personen, die ziemlich merkwürdig drauf sind. Die Autorin geht wortwörtlich mit ihren Figuren über die Grenzen, sie lässt sogar die toten Eltern der Geschwister zu Wort kommen. Wie unter einem Mikroskop werden detailliert Momentaufnahmen der Protagonist*innen beschrieben, fast schon seziert. Teilweise hatte ich Mitgefühl mit den Figuren, sie werden so schutzlos, ja hüllenlos, und auf sich selbst zurückgeworfen beschrieben. Eine verwirrende und traurige Geschichte, die irgendwie endet.
Dieser Krimi hat mich sofort in den Bann gezogen. Die Polizistin Hanna Duncker kehrt in ihre alte Heimat auf Öland zurück. Das ist ein schwerer Schritt für Hanna, denn hier ist sie als die Tochter von Lars Duncker bekannt. Ihr Vater, ebenfalls Polizist, beging vor sechzehn Jahren einen grausamen Mord. Der erste Fall konfrontiert Hanna gleich mit ihrer eigenen Geschichte. Ein Teenager wird tot aufgefunden und Hanna muss der Mutter die traurige Nachricht überbringen. Die Mutter des toten Jungen ist eine alte Freundin von ihr. Die Ermittlungen reissen bei Hanna auch alte Wunden und neue Fragen zur Tat ihres Vaters auf. Ich habe die Geschichte fast in einem Rutsch gelesen. Eine spannende Geschichte mit sehr unterschiedlichen Figuren, die im Laufe der Geschichte mehr Profil erhalten. Die Figur der Hanna Duncker ist vielleicht etwas sperrig. Hanna ist wortkarg und nicht gerade an Kontakten interessiert, doch sie wird im Laufe der Geschichte nahbarer. Weitere Einblicke in ihr Leben und Antworten zur (vermeintlichen) Tat ihres Vaters erfahren wir hoffentlich in den Teilen zwei und drei dieser Trilogie.
Die Geschichte von Sophie und Thies hat mich sehr berührt. Sie trauern um ihren Sohn, der vor 13 Monaten in der Elbe ertrunken ist. Bis jetzt sind die Umstände seines Todes unklar. Beide trauern auf ganz unterschiedliche Art. Sie sind innerlich wie versteinert. Sie können miteinander und mit anderen nicht über ihren Sohn Aaron und den Verlust sprechen. Die Autorin Kristina Hauff erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Sie nimmt uns mit in die Gedanken- und Gefühlswelt der einzelnen Figuren. Sophie und Thies leben mit Inga und Bodo auf einem Grundstück im Wendland in getrennten Häusern. Alle vier verbindet eine lange Freundschaft, doch der Tod von Aaron stellt alles in Frage. Die Stimmung des Buches kommt mir manchmal so vor, als ob alle seit des Todes von Aaron wie unter Wasser sind, wie in einer Blase gefangen, nur noch Dunkelheit sehen. Vielleicht ist der Titel auf diese Weise zu verstehen? Trotzdem ist die Geschichte dynamisch und fliesst wie die Elbe unaufhaltsam weiter und bringt verschiedene Mosaiksteinchen zum Vorschein. Am Ende scheint warmes, sanftes Licht aus dem Haus von Sophie und Thies. Besonders hat mir bei dieser Geschichte die Sprache gefallen, klar und schnörkellos. Auf diese Weise wird besonders deutlich, wie wenig die Figuren in der Geschichte direkt miteinander reden. Sie stellen Mutmassungen an und haben Angst davor, ihre Gedanken und Fragen direkt anzusprechen. In Bewegung kommt die Geschichte durch Mara, eine Fremde, die sehr lebendig, unkonventionell und auch geheimnisvoll wirkt. Eine Roman für einen melancholischen Nachmittag!
Lange war Toni in der Weltgeschichte unterwegs und kehrt nach Jahren auf den Ferienhof ihrer Familie zurück. Vieles hat sich geändert und die Erinnerungen an Vergangenes lassen Toni nicht los. Der Beginn der Geschichte, das nach Hause kommen von Toni, hat mir sehr gut gefallen. Die ganz spezielle Stimmung an der Nordsee beschreibt die Autorin äusserst anschaulich, Meer, Deich und Nebel über den Feldern, am liebsten würde ich gleich dort hinreisen. Ebenso lässt uns die Autorin an den bangen Gefühlen von Toni teilhaben, Toni weiss nicht, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Ich hatte gleich von Anfang an grosse Sympathien für Toni. Nach und nach entwickelt sich die Familiengeschichte um Toni herum, vieles erst in Andeutungen. Das hat mir im ersten Drittel etwas Mühe bereitet, aber ab dem zweiten Drittel hat mich die Geschichte gepackt und viele der Familienmitglieder und der dazugehörigen Personen (und Tiere ) sind mir ans Herz gewachsen. Insgesamt werden in der Geschichte viele unterschiedliche Themen angerissen. Da wäre vielleicht weniger mehr gewesen. Aber die sympathischen Figuren der Geschichte haben mich in den Bann gezogen und so habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Eine klare Empfehlung für laue Sommernächte am Meer oder daheim gemütlich auf dem Sofa!