Das Buch ist sehr, sehr spannend und hat Suchtpotenzial. Ich mag die kurzen Kapitel, weil ich dann doch noch vor dem Einschlafen ein Kapitel mehr lese, als es ursprünglich geplant war. Endlich darf ich nun den letzten Teil lesen - ich bin soooooo gespannt, wie die Geschichte ausgeht.
Irgendwie wirkt Erik auf mich fast ein bisschen tolpatschig, da ihm im Umgang mit Hanna das Fingerspitzengefühl fehlt und weil ihm Ove gegenüber herausgerutscht ist, dass Hanna anonyme Anrufe erhält. Aber ich traue ihm zu, dass er ein grosses Herz hat und es ihm wichtig ist, ein freundschaftliches Verhältnis zu Hanna aufzubauen. Das macht ihn sehr sympathisch.
Obwohl Hanna den Erwachsenen gegenüber sehr verschlossen und distanziert ist, hat sie eine gewinnende Art gegenüber Kindern (Molly) und Jugendlichen (Nadine), wenn es darum geht, ihr Vertrauen zu gewinnen. Ich bin immernoch der Überzeugung, dass ihr Unterbewusstsein sie in die alte Heimat zurückgeführt hat und es keine logische Erklärung für ihren Entscheid zum Umzug gibt. Ich habe volles Verständnis für sie, dass sie nicht über ihre Vergangenheit sprechen mag und dass sie sich zuerst daran gewöhnen muss, dass sie nicht von allen Menschen willkommen ist. Vielleicht kommen Daniel und sie einander näher und vielleicht schafft sie es, sich ihm gegenüber zu öffnen, obwohl er momentan noch alte Wunden an eine vergangene Liebe aufreisst.
Ich verstehe, dass Rebecka in ihrer grenzenloser Trauer die Augen vor der Wahrheit verschliesst und nicht wahrhaben will, dass ihr Sohn nicht dem Idealbild entspricht, dass sie vor ihm hatte. Ich denke, dass zwischen Joel und Rebecka die typische Teenager-Distanz herrschte und er darum nicht über seine unterdrückten Gedanken und Gefühle sprechen konnte.
Zuerst steht Axel unter Tatverdacht, dann doch wieder nicht. Dann passiert etwas unvorhergesehenes, damit er wieder unter Tatverdacht gerät und schliesslich festgenommen wird. Ich bezweifle, dass er der Mörder ist. Die Autorin ist bei dieser Figur sehr kreativ und der Fokus ist sehr stark auf Axel ausgerichtet. Ich vermute, dass die Autorin uns Leser bewusst auf eine falsche Fährte locken will.
Wie war wohl unsere geschätzte @Fanny mit süssen 16 Jahren? Im Vergleich zu ihrer Namensvetterin aus dem Roman, bezweifle ich, dass sie auch soviel auf dem Kerbholz hatte. Zumindest ist meine Frage nach Teil 1 beantwortet, von wem Joel bedroht wird. Ich frage mich, ob Fanny innerlich eine Art Trauer verspürt, dass Joel tot ist oder ihr die Sache in Bezug auf Joel zumindest ein bisschen nahe geht oder ob sie sich nur um ihre eigene Haut fürchtet. Nach aussen zeigt sie sich widerspenstig und verschlossen. Aber sie scheint mit der ganzen Situation komplett überfordert zu sein, da sie Panik bekommt, als Erik ihr die Fingerabdrücke nehmen will. Ich glaube kaum, dass Fanny eine Mörderin ist - sie wirkt auf mich eher wie eine Nebenrolle, die uns die Autorin als Tatverdächtige unterjubeln will. Viel eher erachte ich ihre Rolle im “Unfall”, der @tangy-on-the-rox vermutet, aber eine Mörderin - definitiv nein.
Fragen, die mich nach Teil 2 (immer noch) beschäftigen:
- Wer ist die blonde Frau, die Hanna am Möckelmossen fotografiert hat? Im 2. Teil habe ich keinen Hinweis gefunden.
- Ist Maria die anonyme Anruferin? Wie ist sie an die Nummer von Hanna gekommen?
- Wie hat Petri herausgefunden, dass Rebecka und Gabriel eine Affäre haben?
- Werden wir überhaupt erfahren, was Joel seiner Mutter sagen wollte? In “Der letzte Tag” sind seine Gedanken wirr und rätselhaft. Die Autorin will uns auf die Spur führen, dass er homosexuell ist, aber in seinen Gedanken bekennt er sich (noch?) nicht dazu.
- Langsam habe ich, wie auch @tangy-on-the-rox, auch die Vermutung, dass Hannas Vater gar nicht Schuld an dem Verbrechen von Dazumal war.
So, ich muss jetzt weiterlesen….