Ich finde auch die Beschreibungen der beiden Hauptpersonen O’Connor und Doyle sehr spannend. Ihre Charaktere kristallisieren sich je länger desto mehr heraus. Seite 117, die Betrachtung von Rose:
Sie mustert ihn erneut. Er ist gross und dünn, auf seine Art nicht unattraktiv, doch auch seltsam träge und traurig, als bedürfte jeder seiner Gedanken, jedes seiner Worte sorgfältiger Vorbereitung.
phyllis_chr_s Ich mag es auch nicht, wenn alles vorhersehbar ist. Das gefällt mir hier gut, ich bin nicht oft enttäuscht, weil etwas genau die Wendung nimmt, die ich vermutet hatte. Im Gegensatz zu dir bin ich aber oft auch froh, wenn nicht alles ins Detail beschrieben ist. Mir hat die Hinrichtungsszene nicht zugesagt, weil mir die Brutalität so ausgekostet schien. Das Wort “duster” ist nicht falsch, es bezieht sich auf Ortsangaben, z.B. einen Keller, halbdunkel…
Im Weiteren habe ich mir die Seiten 162/163 notiert, wo Doyle seine Kriegserfahrungen schildert. Mich dünkt, er hat gewisse Ähnlichkeiten mit O’Connor und doch unterscheiden sich die beiden ganz entschieden voneinander. Doyle
befolgte die Vorschriften des Militärs wie ein Mönch die Regeln seines Ordens. Die Disziplin war eine Möglichkeit, die Wahrheit zu beschwören, das Mysterium zur Wirklichkeit werden zu lassen.
Aus meiner Sicht führt Doyle Aufträge sehr diszipliniert aus und ich merke bei ihm keine Skrupel. O’Connor steht dem Geschehen nicht kritiklos gegenüber und es zeigen sich durchaus auch Skrupel. Er fühlt Schuld - sie lastet schwer auf ihm.
@Fanny Auch die Passage S. 177, die du in deinem Post erwähnt hast, habe ich mir notiert. Das fand ich ebenfalls sehr spannend und ich bin auch neugierig, wie es sich weiterentwickelt zwischen den beiden Lagern und im Speziellen zwischen den beiden Männern.
Zu O’Connor habe ich ebenfalls noch eine Passage markiert, S. 189 oben:
..hielt er das für eine Chance, dem finsteren Chaos seiner Vergangenheit zu entfliehen, die Erinnerung an das Verbrechen seines Vaters mitsamt allen Folgen abzuwaschen und neu anzufangen, doch jetzt fragt er sich, ob das finstere Chaos in Wahrheit aus ihm selbst kommt, ob er eigentlich sich selbst entfliehen wollte. Nein, das kann nicht sein, ermahnt er sich, doch allein die Möglichkeit macht ihn schon schwermütig
.
Die Geschichte selber entwickelt sich weiter in die gehabte Richtung. Verrat, Rache und auch Gewalt. Ich würde gerne noch Weiteres lesen, einen Diskurs, etwas politische Hintergründe, die eingeflochten werden.
Was mir nicht gefallen hat ist, dass O’Connor wieder Alkohol trinkt. Das kommt mir klischeehaft vor und ich hatte ganz am Anfang des Buches gehofft, dass das nicht passiert. Auch die Eskapade mit der Frau - Mary - ist für mich ein Schwachpunkt. Nicht schlimm. Es trägt nichts zum Geschehen bei und ist völlig unnötig - meine Meinung.
Nun bin ich auch gespannt, was ihr alle zu schreiben habt. Ein schönes Wochenende jedenfalls.