PHASE 3
Kamerun
Endlich ein eigenes Schlafzimmer. Die Angestellten können dies nicht verstehen und verspotten sie: Hexe, Eifersüchtige, Magierin und Mitleidlose wird sie genannt! Und dazu wird sie körperlich von ihnen erniedrigt. Schluss, aus, Ende. Sie lässt ihren Mann hinter sich in der Natur sitzen mit dem Vorwand, ihn in die Schweiz mitzunehmen. Sie hat es geschafft, muss sich zuerst aber noch an das neue Leben dort gewöhnen, das passiert nicht mit einem Schnippen mit dem Finger. Sie hat auch Sehnsucht nach ihrem Heimatland.
Schweiz
Die Schweizerin liebt jodeln, man kann Melodien aus der Seele jodeln! Das Fass ist voll, warum ist sie nur mit ihm ins Altersheim gezogen. Die Enkelin hat es ihr ausgeredet damals, kann aber trotzdem ihren jungen Freimut nicht ertragen.
Sie hat sogar ihre Erdbeeren zuhause aufgegeben! Wie er mit Franzli umgegangen ist und ihn ein Stück Abfallholz genannt hat! Eine Tochter hat er an seine einsame Schwester weiter verschenkt. Etwas in ihr hat sie zum Umdenken bewegt – wie ein Keil im Körper das alte Leben blockiert. Sie wird ihn vergiften, sie hat genug!
Anmerkung
In der Kürze liegt die Würze. Knappheit heisst nicht negativ. Wo sich Story-Teller in zu vielen Details verlieren oder in zu langen Abzweigungen wälzen, hier wird in Schwarz und Ziegelrot die Abscheu der Menschheit emotional vorgezeigt. Ich als Leserin leide mit, möchte das ganze stoppen. Melara Mvogdobo zeigt auf, dass man durchaus in Lebens-Parallelen nebenher erzählen kann und man gewinnt so eindrücklich viel.
Kamerun und die Schweiz sind weit voneinander entfernt, das Leiden der Grossmütter sind brandnah!
Mich stört es nicht, dass die Frauen keine Namen tragen, sie stehen für viele andere, die leiden.