Zweite Lesewoche. Ich habe für mich einen roten Faden durch den Roman gefunden: Da ist mal das Leben des Schriftstellers und Malers Peter Weiss. Der Biograf S. schreibt über die verschiedenen Stationen des Künstlers und der Ich-Erzähler besucht diese Orte aufgrund dieser Biografie. Für mich ist der Ich-Erzähler Jonas Lüscher. Auf Seite 172 im 2. Abschnitt schreibt er: “Es erinnerte mich dieser Vorgang an ein Gedicht eines kalifornischen Buddhisten und Tiefenökologen, das ich im Zentrum einer Novelle, die ich vor gut zehn Jahren geschrieben hatte, eine Figur, eine etwas verzweifelte Englischlehrerin, bei der Hochzeit ihres Sohnes in einer tunesischen Oase zitieren liess.” Die Novelle heisst “Frühling der Barbaren” von Jonas Lüscher und spielt in besagter Oase.
Ich fand die Beschreibung, wie Ned Ludd staunend die Fabrikhalle betritt und von all den Maschinen beeindruckt ist sehr bildhaft beschrieben. (Ab Seite 126)
Lüscher versteht es auch, den Zerfall der Preise durch die Mechanisierung, die Wohnungsknappheit durch die Zuwanderung von Fabrikarbeitern, das Verarmen der traditionellen Weber und die Profitgier der Besitzenden dem Leser vor Augen zu führen. Er zeigt auch die unmenschlichen Seiten der Industriellen Revolution auf. Eine sehr eindrücklliche Geschichtslektion.
Die ganze Problematik hat nichts an Aktualität verloren . Heute kann man in der Tagespresse lesen, dass Grossverteiler den Brotpreis massiv gesenkt haben und traditionelle Bäckereien da nicht mithalten können. Tatsache ist auch, dass in Tourismusorten Einheimische keine erschwinglichen Wohnungen mehr finden, weil die Besitzer sie doch lieber als airbnb oder Ferienwohnung vermieten.
Beim Titelbild habe ich erst bei der Google-Suche nach Ned Luud gemerkt, dass es ihn in seiner aufgezwungenen Aufmachung als Frau zeigt. Passt zum Inhalt der Buches.