Hallo zusammen,
ich finde das Buch bis jetzt ganz ok. Mit dem Lesefluss habe ich teilweise auch ein wenig Mühe. Die Charaktere der bisherigen 3 Hauptfiguren finde ich noch nicht ganz ausgereift. Diese werden sich hoffentlich im Verlauf des Buches weiterentwickeln. Der Vater, ganz der Patriarch, weiss alles besser, kann alles besser, hat schon alles gesehen/gemacht. Er behandelt seinen Sohn wie einen domestizierten “Affen” (mach das, hol das, ich sage dir was du machen musst, duldet keinen Widerspruch, etc.) und hat überhaupt keinen Respekt vor ihm (macht ihn zum “Affen”). Der Sohn, sehnt sich nach der Aufmerksamkeit und Liebe seines Vaters, führt meistens aus was der Vater ihm sagt und wenn er sich mal auflehnt, dann wird er wieder zurückgestutzt. Alex erscheint mir für sein Alter viel zu naiv, kann ja nicht sein, dass er z.B. über die Missstände in den chinesischen Fabriken überhaupt nicht Bescheid weiss (so z.B. auf S. 96 "… mir begann zu dämmern, dass es zwei Fabriken gab: die eine, die ich zu sehen glaubte, und die andere, …). Ich bin gespannt, ob sich Alex im Verlauf des Buches emanzipiert (gehe mal davon aus), und wie sich dieser Vater-Sohn-Konflikt weiterentwickelt.
Noch eine Bemerkung zu Alex’ Mutter: Die Szene auf S. 89 “Wann war meine Mutter endgültig durchgedreht?” habe ich nicht wirklich ganz verstanden. Was hat es mit der Ziege auf sich? Ist damit die Mutter gemeint?
Bei Ivy bin ich mir noch nicht ganz schlüssig, ich kann ihren Charakter bis jetzt noch nicht ganz fassen. Sie zeigt uns zwei Gesichter; einmal weich und verletzlich, dann wieder manipulativ und clever. Dass sie, trotz Uniabschluss, in der Schuhfabrik unter miserabelsten Umständen arbeitet wirft zuerst die Frage auf wieso? Ich denke mir, dass sie sich für die Rechte der Arbeiter:innen einsetzen wird (s. auch Kapitel 1, wo auf die Proteste hingewiesen wird). Alex, als (Schein-)Chef der Firma, wird sie für ihren Plan benutzen.
Die verschiedenen Fabrikszenen sind sehr aufrüttelnd und schonungslos beschrieben, was ich gut finde. Hier wird uns aufgezeigt unter was für Bedingungen Menschen für andere Menschen arbeiten müssen. Mich hat vor allem die Fabrikszene ab S. 94 (mit der Arbeiterin die zu langsam ist) oder auch die nachfolgende Szene wo Alex nach Ruxi fragt und sie über eine Nummer identifiziert wird, sehr nachdenklich gemacht. Der Mensch der ausgebeutet wird um andere Menschen zufrieden zu stellen. Hierzu finde ich passt auch die rohe Sprache des Vaters.