Ich bin auch durch mit dem Buch 🙂 Der Schlussteil hat mich zwar nicht zu 100 % überzeugt, gefiel mir aber besser als die vorherigen zwei.
· Weshalb denkt ihr, hat die Autorin sich dazu entschiedenen, einen Teil der Geschichte aus Jacks Perspektive zu erzählen?
Ich denke, wir sollten damit der Figur etwas näherkommen. Jack blieb in den ersten zwei Teilen sehr “fremd” für mich. Der Perspektivenwechsel tat dem Buch meiner Meinung nach daher gut, kam aber auch für mich zu spät. Wenn man bis zum allerletzten Teil einer Geschichte warten muss, bis man eine der Hauptfiguren zumindest ein bisschen kennenlernt, ist das doch etwas schwierig … Zudem sind auch nach dem Wechsel für mich viele Dinge unklar geblieben. Ich frage mich z. B., warum Jacks Diabetes überhaupt ein Thema war - die Krankheit war kurz ein zentraler Punkt der Beziehung zwischen Jack und Zoe (schliesslich ist er fast gestorben) und wurde dann nie mehr erwähnt.
· Wie haben sich Zoe und Jack über den gesamten Roman entwickelt – wenn ihr z.B. an die erste Lesewoche zurückdenkt?
Für mich war es eine sehr ernüchternde Entwicklung. Zu Beginn waren beide sehr wiss- und lernbegierig, neugierig, voller Energie, teilweise sogar fast übermütig. Am Ende des Buches sind nur noch die Hüllen dieser Personen vorhanden - depressiv, pillensüchtig, desillusioniert, erschöpft, enttäuscht von sich selbst, der wissenschaftlichen Entwicklung und den anderen, der Liebe, scheinbar der ganzen Welt. Eine sehr harte Art, erwachsen zu werden … Mir wuchsen die Figuren aber allesamt wenig ans Herz. Selbst der Tod von Jack hat mich nicht besonders berührt (und ich bin jemand, der bei traurigen Szenen in Büchern durchaus mal Tränen in den Augen hat!).
· Wie fandet ihr das Thema der Wissenschaft in den Roman eingebaut? Hat es eure Leseerfahrung bereichert, oder gestört?
Wie die Wissenschaft im Buch behandelt wurde, ist einer meiner Hauptkritikpunkte. Ich finde das Thema Longevity sehr spannend und interessiere mich allgemein für Wissenschaft, Forschung und Biologie. Nach dem Lesen der Geschichte habe ich aber ehrlich gesagt nicht wirklich etwas dazugelernt. Die Fachkenntnisse der Autorin scheinen lediglich dazu genutzt worden zu sein, um ein paar Fachbegriffe einzustreuen, die dann aber auch nicht hinreichend erklärt oder eingebettet werden. Wir lernen über den biologischen Prozess des Alterns ebenso wenig wie über den Alltag von Forschenden (ausser, dass sie viel zu viel arbeiten), und auch die spannende Frage nach der Unsterblichkeit und den vielen ethischen Problemen, die sich daraus ergeben, wurde nur gestreift. Schade!
· Wie hat euch der Abschluss des Romans insgesamt gefallen? Wohin könnten sich die Hauptfiguren eurer Meinung nach weiterentwickeln – abseits der gelesenen Seiten?
Wie gesagt hat mir das Ende teilweise etwas besser gefallen als die vorherigen Teile. Für mich kam etwas mehr Tempo auf, und die Autorin hat auch verschiedene Stilmittel ausprobiert. Allerdings blieb auch für mich unklar, wie Jack denn jetzt wirklich gestorben ist. Suizid (im Labor) scheint mir am wahrscheinlichsten, aber was war dann die fatale Autofahrt? Eine Erinnerung? Ein Gedankenexperiment? Sehr verwirrend … Auch fand ich es schade, dass wir über Alex oder Carter kaum mehr was erfahren, ebenso wenig wie über alle anderen Nebenfiguren der Geschichte. Für Zoe zeichnet sich für mich ein Neubeginn in der Wissenschaft ab, wahrscheinlich in etwas gemässigteren Bahnen.
Insgesamt war das Buch für mich, ähnlich wie Manna, ein zu grosses Versprechen, das leider nicht eingelöst werden konnte, trotz guter Vorzeichen. Vielleicht, weil die Autorin, wie Zoe und Jack, auch zuerst noch Erfahrung sammeln muss, um wirklich alles “richtig” zu machen?
Ich fand es aber wie immer sehr spannend und bereichernd, die Meinungen und Eindrücke der Mitleserinnen und Mitleser zu hören 🤗