Gestern habe ich das Buch in einem Zug verschlungen (bin eine Schnellleserin 😉. Verrate hier aber selbstverständlich noch nicht zu viel.
Der Einstieg hat mich gepackt. Teilweise finde ich die Sprache leicht “holprig”. Das mag vermutlich an der Übersetzung liegen, die sehr nahe am Original bleibt (habe mir eben ein paar englische Seitenauszüge angeschaut). Das nicht ganz einfache Thema ist nicht immer einfach zu übersetzen (was ich als “holprig” empfinde, ist wohl das, was einige als “philosophisch” empfinden, weil es sehr speziell klingt). Die Protagonistin Marianne spricht oft von psychisch nicht einfachen Momenten. Die spezielle Wortwahl diesbezüglich ist nicht einfach zu übertragen.
Im Buch dreht sich vieles um Kindheitserinnerungen der Protagonistin auf dem Land, die wiederum auch Erinnerungen bei mir wachgerufen haben. Als sehr sonderbar empfinde ich, dass Marianne ihre Kindheit so beschreibt, als hätte sie mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder quasi abgeschottet in einem Haus in einem Dorf gelebt. Auch auf dem Land muss man ab und an im Dorfladen einkaufen - und normalerweise finden gemeinschaftliche Aktivitäten statt, man trifft verschiedene Menschen an - auch wenn man keine Schule besucht. Aber na ja, das sind nun mal die “Erinnerungen” von Marianne.
Das Buch behandelt ein wichtiges Thema (welches, darf ich noch nicht verraten, wird erst am Schluss ganz klar), das vermehrt auch in Männerkreisen besprochen werden sollte (auch wenn das Buch eher als Frauenroman rüberkommt).
Der Umschlag des Buches ist passend zum Inhalt in Grün gehalten und mit einer “Perlenschnur” überzogen. (Grün taucht immer wieder auf, z.B. in den erwähnten Texten und Gedichten, welche die Mutter Marianne vorliest oder erzählt: “Green gravel, green gravel, your grass is so green, … ” (S. 9), “Der Grüne Ritter” (S. 62), …).
Der Buchtitel “Perlen” stammt von einem mittelenglischen Gedicht aus der Zeit um 1400, welches im Buch eine Rolle spielt (siehe mein Kommentar (Nursery) Rhymes) - und wird auch immer wieder aufgegriffen mit dem selbstgestrickten Pulli (S. 22), an dessen Ärmeln Perlenreihen hängen.
Inhaltlich wichtig sind auch die im Original belassenen Reime. Hierzu nochmals mein Kommentar, welchen ich auf eine andere Frage hier im Forum bereits hinterlegt habe:
(Nursery) Rhymes sind ein typischer Bestandteil der englischen Sprache. Mit diesen lernt man als Kleindkind oft sprechen (wie im CH-Dialekt übrigens auch). Das Buch “Perlen” behandelt oft Episonden aus dem (früh-)kindlichen Alter. Die Mutter erzählt vor ihrem Verschwinden Marianne viele Geschichten, liest oft vor, trägt Reime vor, so dass diese “Rhymes” ein zentraler Bestandteil der Kindheitserinnerungen von Marianne und somit des Buches sind. Sie haben inhaltlich auch immer Bezug zum Thema. Die Mutter wiederum besass ein Buch (S. 67) mit den Texten “Sir Gawain and the Green Knight” (eine mittelenglische Ritterromanze aus der Zeit um 1400), welches auch das Gedicht “Pearl” (S. 67) beinhaltet und dem Origal den Titel verleiht bzw. in der Übersetzung nun den Titel “Perlen” trägt.