Schmoekerhuhn
Resumee Teil 1
Ich bin etwas spät damit, aber trotzdem hier noch mein Eindruck zur ersten Lesewoche.
Als erstes hab ich mich an den Kinderversen aufgerieben, die jedes Kapitel einleiten. Da hätte ich mir eine Übersetzung sowie eine kulturelle Erklärung gewünscht. Ich hab viel zu diesen Texten recherchiert und bin dann mit grösserem Aufwand zu aufschlussreichen Erklärungen gekommen.
Die Autorin beschreibt die erzählende Ich-Figur Marianne auf eine intensive Weise. Ich finde, es gelingt ihr, die Welt aus Kinderperspektive zu zeigen: wie Marianne denkt und empfindet, wie sie ihre Umgebung erlebt. Als Beispiel dafür: Marianne wird von einer Schulsozialarbeiterin besucht. Die erklärt ihr, «sie habe ja ihre Mutter verloren …. » Marianne empfindet bei «verloren» eine Schuld – wie wenn man einen Handschuh verlieren würde.
Marianne biegt sich zunehmend die Realität zurecht, mit Hilfe eines Ausspruchs ihres Vaters: «Nach allen Gesetzen der Physik lässt sich Materie weder erschaffen noch zerstören.» So bleibt die Mutter in ihrer Fantasie noch präsent in ihrem Alltag. Sie redet oft mit der Mutter, stellt sich vor, wie Mutter in schwierigen Momenten handeln würde.
Es gab nebst dem Verlust der Mutter noch ein weiteres einschneidendes Erlebnis: der Umzug aus dem «alten Haus» in der Provinz in das «neue Haus» mit Therapie-Möglichkeiten für Marianne und Joe in der Nähe.
Marianne verlor damit nicht nur ihr Familienhaus, sondern auch die Nähe zum Ort, an dem sie mit der Mutter gelebt hatte.
Siân Hughes schreibt assoziativ und es gelingt ihr, Marianne und ihr kindliches Wesen treffend zu schildern. Manchmal ist mir ihre Erzählweise aber doch zu sprunghaft. Wahrscheinlich möchte die Autorin die chaotische Realität der Hauptfigur darstellen. Das macht das Lesen ziemlich anstrengend, aber ein Stück weit auch faszinierend.
Mir gefällt die Lektüre dieses Buches, wenn sie mich auch immer wieder gehörig herausfordert.