Fanny
Meine Eindrücke zur dritten Lesewoche:
-Das Schneemädchen: Zuerst war ich über die kürze irritiert, doch danach postiv überrascht, da es völlig ausreichend war und es erfrischend war das eine Geschichte kurz und bündig gehalten wurde. Das plötzliche Entstehen und Vergehen des Mädchens zeigt einerseits den Zyklus auf aber auch die Vergänglichkeit der egoistischen Wünsche und Begehren des Mannes. Die männlichen Fantasien sind brutal und sexualisiert dargestellt. Die Frau hat seine Bedürfnisse zu befriedigen.
-Die Herrscherin im Haus der Liebe: Die Vampirin scheint sich in ihrem „Elend“ zu sullen. Sie macht sich aus meiner Sicht selber zum Opfer und wartet ja scheinbar nur darauf das ein junger Mann kommt um diesen Fluch zu brechen. An manchen Stellen fand ich die Geschichte ein wenig düster, aber auch spannend.
-Der Werwolf: Der Aberglaube ist stark in der Gemeinschaft verwurzelt. Daher erstaunte es mich dass es nicht schon früher aufgefallen ist, dass die Grossmutter eine doppelrolle hat. Schockierend war es für mich nicht, da es trotzdem nahe am Original war und hatte ein kleines Happy End, das Rotkäppchen im Haus der Grossmutter wohnt, nachdem sie diese getötet hat.
-Die Gemeinschaft der Wölfe: Diese Version mochte ich sehr von Rotkäppchen. Warum sollte es nicht für ein Märchen/Geschichte realistisch sein, dass der Wolf in menschlicher Gestalt das Rotkäppchen verführt? Es erinnerte mich fast ein wenig an eine Venusfliegenfalle🤭 Der Wolf welcher durch sein äusseres das Rotkäppchen anlockt und verschlingt.
-Wolfsalice: Sie springt immer wieder zwischen Wolf und Frau hin und her. Sie wird erwachsen während der Geschichte, durch das Vermischen der beiden Wesen wird es manchmal wirr und ich hatte ab und zu Mühe dem ganzen zu folgen und zu verstehen, welche Seite gerade „aktueller“ ist bzw. mehr am zug ist. Sie nimmt ihren Körper und die Veränderungen wahr, dazu kommt das Blut. Zuerst versteht sie gar nicht was passiert, doch lernt dies schnell (Einklang mit der Natur zu leben). Einerseits zeigt die Geschichte wie die Zivilisation uns geformt hat im Themenbereich „Frau sein“ und Zyklus. Aber auch das man als Frau automatisch instinktiv weiss was der Zyklus ist und wie wir damit umgehen können.
Am meisten in Erinnerung blieb mir die Geschichte des gestiefelten Katers. Warscheinlich weil sich diese Geschichte deutlich zu den anderen abhob und auch fröhliche Komponenten hatte. Sie war vergleichsweise luftig und locker, amüsant zu lesen. Sie war eine verdauliche Kost und hatte am meisten Märchencharakter von allen, den ich mag persönlich Märchen im Original sehr.
Vom Buch selber war ich schon ein wenig enttäuscht und hatte mehr erwartet. Ich hatte gedacht es wäre düsterer, blutiger bzw. gewalttätiger und ich habe nur sehr selten einen Hauch Feminismus bemerkt. Das Buch wird als etwas revolutionäres, schockierendes und neues angepriesen doch ich konnte dies nicht erkennen. Klar wen man berücksichtigt dass das Buch bereits älter ist bzw. vor Jahren geschrieben wurde als auch die Gesellschaft sich in diesen Bereichen noch nicht soweit entwickelt hatte und dies noch Zukunftsmusik war. Dann, ja dann war es sicher ein skandalöses, brutales Buch welches unzählige Tabus gebrochen hatte. Allerdings verglichen mit der heutigen Zeit, tut es mir von herzen leid, aber ist es ein mildes manchmal ein wenig wirres Buch mit kurzen Geschichten.
An dieser Stelle möchte ich mich sehr gerne nochmals bedanken, dass ich das Buch lesen durfte und mich hier Autauschen konnte. Auch wen es leider meinen persönlichen Geschmack nicht ganz getroffen hat. Vielen lieben Dank für diese Möglichkeit.