Angela Carters Die blutige Kammer bietet eine faszinierende, düstere und feministisch geprägte Neuinterpretation klassischer Märchen. Die Geschichten sind sprachlich kraftvoll, oft poetisch, und stellen bekannte Figuren wie Rotkäppchen, Dornröschen oder die Vampirin in völlig neuem Licht dar. Besonders spannend fand ich, wie Carter traditionelle Rollenbilder aufbricht und den weiblichen Figuren Selbstbestimmung und Macht zuschreibt. Teilweise war ich jedoch auch irritiert: Manche Parallelen zu den Originalmärchen waren schwer erkennbar, oder die Symbolik blieb mir zu vage. Auch die Stimmung der Erzählungen – oft unheimlich, grotesk oder verstörend – hat mich manchmal eher befremdet als begeistert. Ob ich weitere Bücher von Angela Carter lesen möchte, weiss ich daher nicht genau. Ihr Stil ist aussergewöhnlich und definitiv lesenswert, aber nicht immer leicht zugänglich. Wer Freude an literarisch anspruchsvollen, feministischen Märchen hat, wird hier viel entdecken – für alle anderen kann es herausfordernd sein.