DrQuinzel Einerseits ist der Schreibstil leicht zu lesen, andererseits hatte ich teilweise Mühe mit der Wortwahl. Ich bin mir dabei aber nicht sicher, ob dies ein Übersetzungsproblem oder ein “Schreibstilproblem” ist oder einfach damit zusammenhängt, dass wir noch zu wenige Informationen haben. Als Beispiel: Auf S. 24 spricht Val davon, dass die Fotoaufnahme seiner Tante mit dem Kelch ein Sakrileg sei. Darauf hin steht: “Dunkle Röte überzog sein Gesicht, und Campion begriff, dass Val sich schämte.” Für mich ist nicht nachvollziehbar, weshalb sich Val schämen sollte (?) Ein anderes Beispiel auf S. 52: Beth sagt hier: “Das fahrende Volk hat Mutter auf dem Gewissen.” Eigentlich bedeutet das für mich, dass das fahrende Volk den Tod der Mutter verantwortet hat. Im Kontext muss es aber wohl so gemeint sein, dass Beth’s Mutter dem fahrenden Volk gestattet hat, in Fox Hollow zu campieren? Es hat einige Begriffe und Sätze, über die ich derzeit etwas stolpere. Ein gutes Beispiel ist auch der von brihuwe erwähnte Satz auf S. 51. Ist hier wirklich ein “Wiedererkennen” gemeint? Ich glaube, einige Schwierigkeiten ergeben sich auch daraus, dass mir die Umstände der damaligen Zeit zu wenig klar sind. So gerade im Kontext mit dem Groll von Val’s Vater, dass die Fahrenden in der Nähe des Waldes sind (S. 52). Erst später wird fast beiläufig erwähnt, dass Professor Cairey eben kein Jäger sei und man nicht erwarten könne, dass er “dafür” Verständnis habe (S. 70). Erst da bin ich darauf gekommen, dass es für einen Jäger natürlich mühsam ist, wenn sich Menschen nahe des Waldrandes befinden (z.B. wegen Lärm, der wohl die Tiere vertreibt). Da es aber nicht so klar dort steht, bin ich auch jetzt noch unsicher, ob mein Verständnis korrekt ist.
Etwas speziell finde ich auch, dass Campion Val mit “mein Junge” anspricht. Nach meinem Verständnis ist auch Campion sehr jung und da kommt mir das auch etwas speziell rüber. Weiter bin ich auch etwas über die Beschreibung von Mrs. Shannon gestolpert. So bezeichnet Campion sie auf S. 42 als “unbehobelte Dame”, obwohl in der Beschreibung zuvor eigentlich nur stand, dass sie diverse Bekannte begrüsst habe, eine “beneidenswerte Selbstsicherheit” ausstrahlte und laut nach dem Kellner rief. Und auf S. 43 beschreibt Val sie als “eines dieser Weiber mit Persönlichkeit”, als wäre es etwas Negatives, wenn eine Frau Persönlichkeit hat. Ich finde, da merkt man sehr starkt, dass das Buch nicht nur in einer anderen Zeit spielt, sondern eben auch in einer anderen Zeit geschrieben wurde.
Campion kann ich nicht so richtig einschätzen. Wenn nicht auf dem Klappentext stehen würde, dass Albert Campion der Dekektiv wäre, hätte ich noch vermutet, dass er allenfalls der Übeltäter sein könnte 😂 Er hat definitiv Geheimnisse, insbesondere was seine Vergangenheit betrifft. Neben S. 51 ist da auch S. 31, als Val sagt, dass Campion ihn an jemanden erinnert habe, als er die Brille abgenommen habe. Und darüber hinaus S. 75, wo Branch sagt, es würde ihn überhaupt nicht wundern, wenn sein wirklicher Name mit K beginne und er mit Vornamen Rudolpf heisse. Es sind derzeit viele Puzzle-Stückchen - das gefällt mir, macht das Lesen aber trotz des einfachen Schreibstils durchaus anspruchsvoll.
Professor Cairey finde ich etwas verdächtig, ich gehe aber davon aus, dass er bewusst als “falscher Verdächtiger” eingeführt wird. Als Professor der Archäologie hat er sicher Interesse, mehr über den Kelch zu erfahren. Seine kleine nächtliche Exkursion könnte daher komplett unabhängig vom geplanten Diebstahl des Kelchs sein, wer weiss?
Sonst sind bei mir noch viele Fragezeichen und ich lasse mich gerne vom weiteren Verlauf der Geschichte überraschen!
Was ich übrigens auch etwas unpassend finde, ist der Klappentext. Dort klingt es, als ob Val selbst auf den Gedanken kommt, dass der Kelch in Gefahr sein könnte und sich deshalb an Campion wendet. Dabei hat sich Campion eigentlich “aufgedrängt” und Val alles erklärt.
Insgesamt finde ich die Geschichte aber trotz einger “Stolpersteine” spannend und ich freue mich aufs Weiterlesen!