Hallo zusammen,
mir hat auch der zweite Leseabschnitt sehr gut gefallen. Ich habe diesen in einem Rutsch gelesen und war erleichtert, als Ephraim in letzter Sekunde zur Verhandlung in Vassalboro erschien, sodass die Anklage, wenn schon nicht erhoben, zumindest nicht abgelehnt wurde.
Die Rückblenden auf Marthas und Ephraims Vergangenheit, ob in Form ihrer Erinnerungen oder in den Tagebucheinträgen fand ich sehr bereichernd. Besonders traurig stimmten mich die Einträge zu ihren drei verstorbenen Kindern, welche sie innert so kurzer Zeit verlor. Was ihnen wohl zugestossen ist? Die Vorstellung eines solchen Verlusts ist schrecklich. «Es tut weh. Jedes Jahr tut es weh, wenn ich mich ihrer erinnere, aber zu vergessen, wäre der grössere Schmerz» (Seite 195).
Auch die fürchterlichen Details zur Vergewaltigung Rebeccas sind schrecklich – und offenbaren Norths Motiv für die grausame Tat. Er scheint einen extremen Hass gegen die Indigenen zu haben. Dass das Gericht entscheidet, ihn nur wegen versuchter Vergewaltigung anzuklagen, muss für Rebecca, die die schreckliche Tat vor dem ganzen Dorf offenlegen musste, wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Norths Flucht ist für mich ein Schuldeingeständnis. Dass er überhaupt die Gelegenheit dazu hatte, wundert mich doch etwas.
Schmunzeln musste ich über Marthas Beschreibungen der Richter. John Hubbard: «sieht aus wie eine Eule in einem Efeubusch». Obadiah Wood: «Was für eine giftige, bucklige Kröte.» James Parker: «(…) seine grosse Habichtnase ragt empor.»
Dass schliesslich Cyrus für die Ermordung von Burgess verhaftet wurde und das ausgerechnet von dem mir recht sympathischen Barnabas, tat mir wahnsinnig leid. Daran, dass Burgess ermordet wurde, zweifle ich anhand Marthas Aussagen nicht. Dass es Cyrus gewesen sein sollte, kann ich mir jedoch nicht vorstellen. Eher, dass es North war, welcher anfänglich mit Vehemenz darauf bestand, dass es ein Unfall war.
Die Jahreszeit trägt für mein Empfinden vor allem zur Atmosphäre bei. Aber auch zur Dramaturgie. Ich denke da an das Auffinden der Leiche im gefrorenen Fluss. Oder Ephraims erzwungene Reise zur erneuten Ausmessung, die durch die winterlichen Bedingungen gefährlicher und zeitintensiver ist. Aber auch an die missliche Lage, in welche sich Martha zum Ende des zweiten Leseabschnitts gebracht hat. Wäre es nicht Winter und der Boden nicht gefroren, wäre die Leiche nicht im Schuppen gelagert worden und Martha hätte die Briefe nicht entdeckt.
Nun möchte ich unbedingt wissen, was es mit diesen auf sich hat, wie die Geschichte weitergeht – und ob sich der Silberfuchs, der im zweiten Leseabschnitt nicht vorkam, sich nochmals zeigt.
Euch allen, weiterhin viel Spass beim Lesen.