Schmoekerhuhn «SEINETWEGEN» Kommentar Teil 1, pp. 1-62
Im ersten Teil, in einem flotten, leicht lesbaren Stil geschrieben, hat meine ursprüngliche Frage nach der Schuld des Täters und deren Verarbeitung noch keine Antwort gefunden. Die Autorin zögert mit Recherchieren: Ich sollte wirklich mit der Aufarbeitung des Unfalls beginnen, aber erst p. 57 schreibt ihr ihr Anwalt, er könne ihr helfen, ihn zu finden. Und: Irgendwann gibt es kein Zurück mehr. p.57.
Interessant der Stil, nicht bloss chronologisch, sondern voller Assoziationen wie die Klassierung von Mördern (im Gefängnis/in Freiheit oder schuldig/unschuldig), die mit dem Todesvogel und dem Toten Meer p.58 verbunden werden, wie die Situation der „Tschengge“ in der Schweiz. Als Orientierungshilfe ziehen sich wie ein roter Faden die Gesprächsrunden im Kaffeehaus mit Henri und Isadora über die Seiten, die da sind: I: über das Morden p.13, II: über Deformationen p.23, III: über Vaterlosigkeit p.41 und schliesslich IV: über den Tod p.59.
Cliffhanger und Vorahnungen sorgen für Spannung beim Leser.
Del Buonos Äusserungen sind oft makaber, z.B. als die Autorin als Kind in einem Film die Rolle der Überlebenden spielt p.12, aber auch sehr derb (Titten p.32/noch schlimmer: F…. p.43). Sie durchsetzt ihren Text auch mit Listen und Statistiken*: Eigene Deformationen pp. 22/24, Prominente Opfer des Strassenverkehrs p.20 und Was vom Vater zurückblieb pp.37-39.*
Was mich erstaunt, ist, dass keine Mitleid-erregenden Passagen im ersten Teil erscheinen, vielleicht ausgenommen von diesem Satz auf Seite 11: Ein Ereignis, bei dem ich viel weinte und am Ende trotzdem glücklich war.
Fazit: Der Leser ist bereit für ihre Recherche und gespannt auf die Konfrontation mit dem Täter und fragt sich, wie „Schuld und Sühne“ ausgehen wird.