Belana_st
Für mich ist der dritte Teil leider der schwächste Teil des Buches, ich habe ihn aber dennoch gerne gelesen. Aber zum ersten Mal hatte ich den Impuls, verblättern zu wollen, was ich dann natürlich nicht gemacht habe.
Ich finde es auch schade, dass Mutter Rätsel nicht gelöst wird. Denk Gedanken @SueWis hatte, dass Mutter für die Natur allgemein steht, finde ich interessant, aber er fügt sich auch nicht richtig in die Handlung ein, dafür übt Mutter ja zu konkrete Handlungen aus. Möglich, dass die Autorin diese Nähe aber bewusst unscharf gelassen hat. Aber dann wiederum: Wieso sollte diese Prophezeiung von Leutheria überhaupt aufkommen? ich finde prinzipiell in Ordnung, wenn Rätsel offen bleiben, die ja auch für die Mädchen offenbleiben. Aber ein bisschen beschleicht mich das Gefühl, dass die Autorin selbst auch nicht so genau weiß, was/wer Mutter nun ist, und das stört mich dann eben doch.
Was mir nun doch nicht mehr gefällt, die die Entwicklung von Grace, die ich im zweiten Teil noch positiv fand. Mittlerweile hat sie sich zu einer sehr eloquenten und mitfühlenden jungen Frau entwickelt, deren Sätze irgendwie überhaupt nicht passend sind für ein Mädchen in dem Alter und in der Situation.
Der Titel “The Wilderness of Girls” ist in jedem Fall gut gewählt und hier kommen wir auch zum Fluss, der das Portal und damit die (vermeintliche) Grenze zum anderen Reich spiegelt, denn wir sehen auch in der “Wilderness” Spiegelungen: Die Mädchen aus dem Wald zähmen ihre innere Wildheit, um in der Welt zu bestehen. Rhi hingegen setzt ihre verborgene Wildheit frei, wie sie am Ende ja auch monologisiert: Sie will sich nicht mehr anpassen und anderen gefallen. Interessant fand ich bei dem Namen “Eden”, den ich eigentlich nur mit dem Garten Eden verbunden habe, dass das Wort “Eden” an sich “Wonne” und “Lust” heißt und dies oder meinetwegen auch der Garten Eden ja wiederum auch nett mit dem “Happy Valley” korrespondiert. Findet Eden hier wortwörtlich zu sich selbst?
Seltsam auch die Aussage Mutters, dass sie den Mädchen neue Namen gegeben hat, weil sie nicht wollte, das andere Macht über sie haben. Aber offenbar müssen die Mädchen sich nun von einer unwahren Prophezeiung befreien, irgendwie ist das so und so nicht ganz rund. Auch, wenn Mutter lügt, nicht. By the way bedeutet Veritys ursprünglicher Name “Mathilda” “Starke Kämpferin”.
Was ich trotz der Verwirrung und der meiner Meinung nach nicht kunstvoll ausgearbeiteten Handlungsstränge ganz gut finde für ein Jugendbuch ist die Botschaft: Nicht die teils verwirrende Außenwelt, sondern du selbst entscheidest, wer du bist. Keine Prophezeiung, keine Stiefmutter, keine abhängig machende “Liebe” - du selbst hast es in der Hand. Und: Deine beste Freundin kann zur “Schwester” werden.
Hier war mir die symbiotische Schwesternbeziehung teilweise aber auch ein wenig zu viel des Guten, weil ich nicht denke, dass sich damit viele Jugendliche identifizieren können, weil die sich eben auch nicht unbedingt ständig körperlich so nahe kommen möchten.
Das Buch hat für mich viele gute Einzelelemente, die aber nicht optimal im Ganzen harmonieren. Dennoch war es schön zu lesen und ich bedanke mich herzlich, hier dabei gewesen sein zu dürfen und bin auch gespannt, was die anderen noch so zum dritten Teil und dem gesamten Buch schreiben!